Die erste Version eines Manuskripts kann auch für erfahrene Schreibende Schwierigkeiten beinhalten. Besonders das Ende mit all den Erwartungen daran kann zu einer so großen Aufgabe werden, dass es plötzlich unmöglich erscheint, den Text zu Ende zu schreiben. Verschiedene Möglichkeiten, wie Sie mit dieser Situation umgehen und das Manuskript beenden können, bieten sich an. Ich bin sicher, dass Ihnen noch andere einfallen.
Die erste Version und das unmögliche Ende
Das Ende eines Romans ist ein wichtiger Teil des Manuskripts. Alle Stränge der Handlung sollen nicht nur zu einem glaubhaften Ende zusammengeführt werden, es soll auch spannend werden und bis zur letzten Seite bleiben. Die Erwartungen sind hoch. Vielleicht haben Sie großartige Bilder im Kopf, die mehr zu einem Film passen. An diesem Punkt tauchen oft noch einmal gewaltige Probleme auf.
Einige Autor*innen beschreiben ihre Gefühle zum Ende des Manuskripts hin wie eine unüberwindliche Mauer, an der vorbei sie nicht mehr denken können. Andere sehen ein unendliches Tal, das sich hinzieht und den Ausblick auf das Ende verwehrt. Die erste Version eines Manuskripts darf schlecht sein, aber sie braucht ein Ende, damit das Manuskript bearbeitet werden kann.
Die Gründe für diese Unmöglichkeit, das Ende zu schreiben, sind vielfältig. Oft deuten sie darauf hin, dass etwas, das in der Planung so offensichtlich war, in der Umsetzung nicht mehr stimmig erscheint. Es kann auch eine Art Trennungsangst sein, wenn das Leben ohne die Protagonisten leer wirkt.
Distanz ist in solchen Fällen oft hilfreich. Vielleicht schaffen Sie es, das Manuskript ein paar Tage liegenzulassen. Sie werden nicht aufhören können, darüber nachzudenken. Möglicherweise kommen Ihnen dann Ideen, wie Sie das Manuskript beenden können.
Wenn Sie es nicht über das Herz bringen, sich ganz von dem Manuskript zu lösen, können Sie an einer Szene arbeiten oder an einem Charakter. Sie könnten mit Material aus dem Manuskript experimentieren. Vielleicht entsteht so eine Kurzgeschichte oder eine Idee für einen Folgeband.
Was Sie nicht (nur) tun sollten
Austausch über Ihre Probleme mit dem Ende des Manuskripts ist sinnvoll. Die Frage ist, mit welchen Personen Sie über ein Schreibprojekt sprechen können. Freunde und Verwandte, die nicht schreiben, können oft Ihre Probleme nicht nachvollziehen. Die erste Version ist für sie wie ein abgeschlossenes Buch. Wenn es gar nicht anders geht, ist eine Diskussion mit interessierten und ehrlichen nicht-Schreibenden trotzdem hilfreich, weil sie die Sicht der Lesenden repräsentieren.
Nach Möglichkeit sollten Sie mit anderen Schreibenden über das Manuskript und Ihre Probleme mit dem Ende sprechen. Dazu eignet sich auch eine Webkonferenz, damit der Aufwand für die Diskussion für beide Seiten klein gehalten wird.
Wie immer Sie sich entscheiden, versuchen Sie, mit diesem Unwillen vor Abschluss des Manuskripts entspannt umzugehen. Sie sind weit gekommen. Sie werden auch dieses Manuskript erfolgreich beenden.