Wenn „Show“ nicht genügt

Wenn "Show" nicht genügtLesende möchten erleben, was die Charaktere eines Buchs durchmachen. Der Rat „Show, don’t tell“ (Zeigen, nicht erzählen) zielt vor allem auf diesen Wunsch ab. Die Gefahr besteht jedoch, dass „Show“ nicht genügt, weil Zeigen notwendigerweise an der Oberfläche bleiben muss. Wie kann ich die Lesenden unter die Oberfläche blicken lassen, ohne sie mit Informationen zuzuschütten?

Wenn „Show“ nicht genügt und Einsichten fehlen

Wir zeigen Charaktere, wie sie sich in einer Situation bewegen. Die Lesenden verfolgen diese Bewegung und erleben mit, was geschieht. Sie sehen die Bewegungen, den Schweiß auf der Stirn, die zitternde Hand. Diese Blicke auf die Charaktere können Fragen aufwerfen, die sich nicht durch das Zeigen allein beantworten lassen.

Kontext kann Antworten geben, beziehungsweise einen Rahmen schaffen, innerhalb dessen das Agieren der Charaktere eine Bedeutung erhält.

Reaktionen der Charaktere auf Ereignisse geben ebenfalls Informationen und erweitern den Kontext. Die Art und Weise wie Charaktere reagieren, geben den Lesenden wie nebenbei Informationen, ohne dass viel Text ergänzt wird.

Gleichzeitig liefern Kontext und Reaktionen Details, die das Lesen interessanter machen. Den Lesenden fällt es leichter, ein Bild zu kreieren und der Handlung zu folgen.

Was haben Leserinnen und Leser davon?

Kontext, Details und Reaktionen der Charaktere sind Bausteine, die den Lesenden helfen, wenn sie in ihrem Kopf einen Film entwickeln. Sie bilden Leitplanken und verhindern, dass zu viele falsche Annahmen über die Charaktere entstehen. So bauen die Bausteine auch Enttäuschungen und Frustrationen vor.

Für uns Schreibende ist der Kontext bekannt, wir haben die Szenen geplant, wissen, was folgt, und haben klare Bilder vor Augen. Unsere Aufgabe ist, diese Bilder sie für die Lesenden nachvollziehbar zu machen, damit sie ihre eigenen Bilder entwickeln können. Dabei muss uns klar sein, welche Details über die Räume und die Charaktere die Lesenden benötigen, um die Szene inhaltlich und emotional einordnen zu können. Dann müssen wir prüfen, wie wir diese Informationen zeigen können.

 

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