Mitten ins Herz getroffen, so fühlen sich Autor*innen oft, wenn ihr Buch eine schlechte Rezension erhalten hat. Wenig hilft dann, wenn es viele, vielleicht sogar in der Mehrzahl, positive Rezensionen gibt. Wie gehen wir am besten mit Rezensionen um?
Mitten ins Herz — von wem und warum?
Unsere Bücher sind wie unsere Kinder. Wir möchten, dass andere sie mögen, und wir wollen nicht, dass ihnen etwas passiert. Schlechte Rezensionen verletzen unsere Kinder, und damit uns. Hinzu kommt, dass wir kaum anders können, als uns persönlich angegriffen zu fühlen. Einige Rezensionen zielen auch weniger auf das Buch als auf die Person, die das Buch geschrieben hat, ab.
Außer großem Erfolg, der kleine Stiche hinnehmbar macht, hilft nur eine Art Desensibilisierung, bei der wir lernen, mit schlechten Rezensionen umzugehen. Dazu können wir Rezensionen von anderen Büchern lesen, von Büchern, die wir kennen und die wir einschätzen können. Dabei fällt nämlich auf, dass eine Reihe der ganz schlechten Rezensionen wortwörtlich bei verschiedenen Büchern von verschiedenen Autor*innen erscheinen. Dahinter verbirgt sich kein realer Mensch. Andere Rezensenten ärgern sich über eine Schullektüre, ein Geschenk, das sie nicht haben wollten, eine verspätete Lieferung oder Wörter und Themen, die sie nicht interessieren.
Einige Rezensenten sind aufrichtig enttäuscht. Aber sagt uns das wirklich etwas über unser Buch oder mehr über Logarithmen, die das Buch der Person vorgeschlagen haben?
Kann ich etwas aus Rezensionen lernen?
Lange Zeit hieß es, wir sollten negative Rezensionen ernst nehmen und aus ihnen lernen. Mitten ins Herz getroffen, quasi noch blutend und enttäuscht, kurz davor, das Schreiben aufzugeben, sollten wir die Kritikpunkte überdenken und in unseren späteren Büchern berücksichtigen.
Das war zu einer Zeit, als sozialen Medien und Self-Publishing erstmals aufeinandertrafen, ein gut gemeinter Rat. Schließlich wollten wir damals in Kommunikation mit Lesenden treten und uns mit ihnen austauschen. Das war vor KI-generierten Rezensionen.
Reale Lesende sind in der Mehrzahl aufrichtig in ihrem Urteil über unsere Bücher. Sie sind aber keine Lektor*innen. Deren Anmerkungen zu unseren Manuskripten sollten wir ernst nehmen.