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Leser und Charaktere – Wie entsteht eine Beziehung?

Leser und Charaktere Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Mauer. Die Frau lehnt sich an den Mann. Beide lesen in einem Buch.

Leser und Charaktere stehen in einem Austausch. Dieser mag einseitig erscheinen, denn Lesende können reagieren, aber die Reaktion wird beim Charakter keine Änderung des Verhaltens, nicht einmal ein kurzes Innehalten auslösen. Es fließt etwas von den Charakteren zu den Lesenden, und dieses Etwas hat großen Einfluss darauf, wie Lesende den Charakter wahrnehmen und, ob sie Interesse daran haben, ihm durch ein ganzes Buch zu folgen.

Was nehmen Lesende von Charakteren wahr?

Charaktere sind wichtig für ein Buch. Es geht hier nicht darum, was wichtiger ist, Charaktere oder Handlung, es geht um das, was von den Charakteren bei den Lesenden ankommt. Entsteht eine Verbindung? Können die Lesenden nachvollziehen, warum sich der Charakter auf eine bestimmte Weise entscheidet? Empfinden die Lesenden eine Ähnlichkeit zwischen sich und dem Charakter? Das muss nicht so weit gehen, dass sie sich mit dem Charakter identifizieren und auch nicht, dass sie ihn mögen, aber idealerweise gibt es Momente, in denen Lesende sagen können, dass sie genauso gehandelt hätten —, auch wenn die Gründe dafür vielleicht andere wären.

Wenn es diese Momente nicht gibt, ist die Verbindung zwischen Lesenden und Charakteren nicht so emotional. Das muss nicht schlecht sein. Wichtig ist, dass eine Verbindung besteht und sich im Laufe der Handlung verfestigt.

Leser und Charaktere — eine fesselnde Energie?

Lesende erschaffen ihr eigenes Bild von den Charakteren. Dazu nehmen sie Hinweise, die wir ihnen geben, und Erfahrungen aus ihrem Leben. Unsere Hinweise können aus Beschreibungen stammen, aus Dialogen und aus der Sprache, die wir verwenden, um einen Charakter darzustellen, oder die wir ihm in den Mund legen.

Dabei ist es wichtig, dass wir konsequent jedem Charakter einzigartig erscheinen lassen. Beobachten wir den Umgang realer Menschen miteinander, bemerken wir schnell, dass es nicht nur das Sprechen (Wortwahl, Grammatik, Lautstärke, Timbre …) typisch ist, sondern auch die Körperlichkeit. Der Körperbau hat Einfluss auf das Sprechen, auf die Bewegungen. Die Stimmung drückt sich in einer bestimmten Art zu sprechen und sich zu bewegen aus, die Haltung zur Umgebung und zu den anderen Menschen spiegelt sich darin wider, auch die Haltung zum Gesprächsanlass.

Diese Unterschiede in der Körperlichkeit verraten uns viel über reale Menschen. Wir spüren ihre Energie und die Energie ihres Austauschs mit anderen realen Menschen.

Wenn wir Charaktere erschaffen und in unseren Büchern agieren lassen, sollten wir versuchen, diese Energie zu wecken. Diese Energie kommt auch bei den Lesenden an und verstärkt ihr Interesse an den Charakteren und an dem Buch.

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