Wenn wir schreiben, schicken wir unsere Charaktere auf eine Heldenreise. Aber wir können unser Schreiben auch als die Heldenreise des Autors oder der Autorin betrachten. Wir durchlaufen verschiedene Phasen und begegnen unterschiedlichen Personen, die uns helfen oder hindern. Wenn wir durchhalten, schreiben wir das beste Buch.
Wer ist mit uns im Raum, wenn wir schreiben?
Mit uns am Laptop, nicht immer und nicht immer gleichzeitig, sind andere Personen. Oft befinden sie sich an einem anderen Ort, manchmal sind sie (nur?) eine Essenz unserer Hoffnungen und Wünsche. Wir hören ihre Stimmen vor, während oder nach dem Schreiben. Sie können uns beim Schreiben helfen oder dazu treiben, das Manuskript zu löschen.
Unsere Helfer*innen können unsere Freunde sein, Menschen, die auch das Schreiben in uns schätzen und fördern. Es können Kontakte in den sozialen Medien sein, Menschen, die auch schreiben, die Herausforderungen aus eigener Erfahrung kennen und uns mit Rat und manchmal auch Tat zur Seite stehen können. Und weil wir fantasiebegabt sind, lassen wir auch Personen, die wir nicht kennen, etwa unsere Vorbilder, oder die nie existiert haben, wie Charaktere anderer Bücher, in unsere Nähe. Von diesen Menschen erhalten wir Unterstützung und Hilfe, sie fördern uns und unser Buch.
Dann gibt es Personen, die uns manchmal etwas fragwürdig erscheinen, obwohl wir ahnen, dass wir sie und ihre Erfahrung benötigen. Die Testleser*innen und Lektor*innen beispielsweise, die uns immer wieder auf Schwächen in unserem Manuskript hinweisen. Wenn wir vor ihnen weglaufen und unser Manuskript vor ihnen verstecken, können sie uns nicht verletzen. Aber unser Wissen, dass sie unser Manuskript kritisieren könnten, wird uns quälen. So laden wir Selbstzweifel ein. Wenn wir uns dem Risiko der Kritik aussetzen, können wir lernen und an unserem Buch arbeiten, bis es vor ihnen bestehen kann.
Eine andere Gruppe von Personen stellt sich uns irgendwann in den Weg. Das können Menschen in Agenturen und Verlagen sein, die unser Manuskript nicht annehmen wollen. Aber auch Familienangehörige, Kolleg*innen und Freund*innen, all die Leute, die es gut mit uns meinen, die uns aber nicht verstehen. Die, für die Schreiben eine lächerliche Zeitverschwendung ist. Mit denen müssen wir uns auseinandersetzen. Es liegt allein an uns, unser Buch vor ihnen zu verteidigen. Oder die Datei zu löschen. Das wäre das Ende der Heldenreise des Autors oder der Autorin.
Was müssen wir auf unserer Heldenreise des Autors oder der Autorin beachten?
Wir treffen im Laufe unseres Lebens und unseres Schreiblebens auf viele Menschen. Vielen werden wir nie anvertrauen, dass wir schreiben. Einigen müssen wir gestehen, dass wir schreiben. Wir können uns eine Umgebung schaffen, in der die Menschen uns gerne auf der Heldenreise des Autors oder der Autorin begleiten. Wir können uns mit Menschen umgeben, die uns unterstützen und die uns helfen, mit den anderen und deren nörgelnde Stimmen in unserem Kopf zurechtzukommen.
Und wenn es keine realen Helferinnen und Helfer gibt, gibt es immer noch die Vorbilder, die Charaktere und nicht zuletzt die anderen Schreibenden.