Kenneth Sponsler – Fotolia.com
Das Motto der Bremer Kaufleute ist buten un binnen – wagen un winnen. Hochdeutsch heißt dies: Draußen (in der Ferne) und drinnen (in Bremen), wagen (abwägen) und winnen (gewinnen). Bremen war lange eine erfolgreiche Handelsstadt.
Was hat das jetzt mit Autoren zu tun?
Joan Stewart, eine amerikanische Marketinexpertin, hat auf Pinterest auch einige Mottos gepinnt. Mir gefällt am besten:
To live a
creative life,
we must
lose
our fear
of being
wrong.
Wer schreibt, geht Risiken ein. Wer schreibt, öffnet sich weit für andere.
Wer selbst veröffentlicht, im Self-Publishing als unabhängiger Autor oder im Kleinverlag, hört aus jedem Kommentar die Frage: Warst du nicht gut genug für einen traditionellen Verlag? Warum machst du es selbst? Warum verrätst du dein Genie und beschmutzt dich mit Marketing? Sei ehrlich, warst du nicht gut genug?
Lese ich Beiträge von unabhängigen Autoren im deutschsprachigen Raum, fallen mir zwei Dinge auf:
- Es gibt nur wenige Autoren, die offen zugeben, unabhängig zu sein. Die meisten von denen verstecken sich hinter dem aus dem Englischen abgeleiteten Präfix Indie. Das klingt wenigstens nach cooler Musik.
- Die Stimmung ist gedämpft, melancholisch, enttäuscht.
Indie stammt von independent (unabhängig) ab. Indie-Bands hatten keinen Plattenvertrag, zu Zeiten, als Musiker ohne Plattenfirma kaum eine Chance hatten. Es gab und gibt Indie-Labels, kleine Plattenfirmen, die keinem großen Konzern angehörten. In Deutschland gab und gibt es sie auch und sie verwenden das Wort aus der Sprache der Musikindustrie, Englisch.
Mittlerweile kann man Indie-Musik bei großen Konzernen kaufen. Erstaunlich, aber leicht zu verstehen. Bestimmte Musikstile wurden lange von den großen Konzernen ignoriert, nur die unabhängigen Firmen vertraten sie. Als die großen Konzerne merkten, dass auch mit diesen Stilen Geld verdient werden konnte, nahmen sie Musiker, die klangen, als ob sie nur bei einem Indie-Label spielten, unter Vertrag.
Die Musiker waren nicht mehr unabhängig und bei unabhängigen Labeln, spielten aber Indie-Rock. Vielleicht ein kleiner Beitrag zur Volksverdummung?
Vielleicht, aber mir erscheint der Denkprozess dahinter Teil eines Selbstbetrugs, dem deutschsprachige Autoren verfallen. Wenn sie sich nicht offen als unabhängig bezeichnen, fürchten sie Entdeckung (Uh, Indie ist doch ein Stil, oder nicht?) und Abschiebung in die Politik (Unabhängige Wähler sind doch renitente Spießer, wa?)
Autoren, die unabhängig veröffentlichen, entweder unter ihrem Namen oder im Kleinverlag, sind Unternehmer. In Deutschland neigt man nun dazu, Unternehmer grundsätzlich als finanziell erfolgreich zu betrachten. Hört man Berichte in den Medien, ist der Unternehmer männlich und hat Geld, steht also grundsätzlich besser da als die arme und stets kleine Arbeitnehmerin.
Wer mit dieser Vorstellung vom Unternehmertum schreibt und veröffentlicht, gleichgültig bei welchem Verlag, wird zwangsläufig enttäuscht. Erfolg und Geld kommen selten über Nacht. Wer ein Unternehmen aufbaut, und ein unabhängiger Autor tut dies mit seiner Person und seiner Kreativität, ist ein Unternehmer. Er trägt Risiken, er steckt Arbeit in sein Unternehmen. Der finanzielle Erfolg ist das Ziel, der Weg dahin ein ununterbrochener Lern- und Entwicklungsprozess.
Wer aus Angst vor Fehlern nichts Neues unternimmt, fällt mit jedem Tag zurück. Lose your fear of being wrong!