Wieken-Verlag Autorenservice Autoren,Lernen,Schreiben Wie werde ich Autor? – 6 Tipps von einer erfahrenen Schreiblehrerin

Wie werde ich Autor? – 6 Tipps von einer erfahrenen Schreiblehrerin

 Der Wunsch zu schreiben treibt viele Menschen um. Wenn Sie dazu gehören, es aber „irgendwie“ nicht schaffen, Ideen zu sammeln und zu Papier zu bringen, dann geht es Ihnen wie vielen angehenden und erfahrenen Autoren. Oft hemmt das Bild des genialen Autors, den Musen küssen, so dass Ideen durch die goldene Feder wie von selbst auf das Papier fließen.

Ist das auch Ihr Bild eines Autors oder einer Schriftstellerin? Dann glauben Sie an ein Märchen und blockieren so Ihre Kreativität. Sie zweifeln an Ihrer Fähigkeit zu schreiben und stellen fest, dass Sie tatsächlich kaum etwas zu Papier bringen. Lesen Sie dann Ihre Texte, sind Sie schockiert, wie schlecht sie geschrieben sind. Nachdem Sie ihre Zweifel bestätigt finden, möchten Sie das Schreiben am liebsten aufgeben.

Rezepte, wie Sie Ihr Ziel zu schreiben doch noch erreichen können, kursieren viele. Manche Tipps sind sehr theoretisch, andere erschreckend einfach. Dorothea Brande war eine erfahrene Lehrerin für kreatives Schreiben. Sie gibt in ihrem Buch Becoming a Writer – Schriftsteller werden Tipps, die schon Generationen angehender Autoren zum Erfolg geführt haben.

1. Schreiben am frühen Morgen

Stehen Sie jeden Tag eine halbe Stunde früher auf und schreiben Sie, was Ihnen in den Sinn kommt. Es ist gleichgültig, was Sie schreiben, wichtig ist, dass Sie schreiben. In diesem halbwachen Zustand ist Ihr innerer Zensor ausgeschaltet.

Es geht nicht um Originalität, nicht um Inhalt oder schöne Sprache. Sprechen Sie vorher nicht, lesen Sie nicht die Zeitung, E-Mails oder andere Nachrichten, schalten Sie nicht das Radio oder den Fernseher ein. Gehen Sie direkt von Ihrem Traum zum Schreiben. Lassen Sie sich nicht durch die Sprache anderer Menschen beeinflussen. Lesen Sie das Geschriebene nicht durch. Ihr Ziel ist reine Produktivität.

Beobachten Sie sich. Wenn Sie merken, dass Sie in Tagträume verfallen, reißen Sie sich zusammen und schreiben Sie bewusst.

Nachdem Sie diese Übung einige Zeit regelmäßig gemacht haben, merken Sie, dass Sie mit einem anderen Blick durch den Alltag gehen. Bei vielen Gelegenheiten werden Sie überlegen, wie Sie die Ereignisse in Worte fassen können. Wenn Sie diesen Stand erreicht haben, können Sie einen Schritt weitergehen:

2. Schreiben nach Termin

Behalten Sie das frühmorgendliche Schreiben bei, aber führen Sie eine weitere Schreibzeit ein. Gehen Sie am Morgen nach dem ersten Schreiben Ihren Tagesablauf durch und entscheiden Sie, wann Sie einige Minuten für sich haben. Eine Viertelstunde genügt.

Zu dem morgens festgelegten Zeitpunkt ziehen Sie sich zurück und schreiben. Lassen Sie sich nicht durch Ausreden oder Ablenkungen von Ihrem Plan abbringen.

Denken Sie daran, Sie haben einen Termin mit sich selbst. Halten Sie den Termin ein.

Ihr Ziel ist wieder die reine Produktivität. Schreiben Sie ruhig , dass Sie jetzt eigentlich gar keine Zeit zum Schreiben haben und nennen Sie die Gründe. Schreiben Sie, weshalb Ihnen gar nicht nach Schreiben ist. Aber schreiben Sie in der gesamten von Ihnen festgesetzten Zeit. Verändern Sie den Termin zum Schreiben täglich. Damit üben Sie, zu jeder Zeit des Tages zu schreiben.

Lesen Sie das Geschriebene nicht.

 3. Eine erste Übersicht über das Geschriebene gewinnen

Nach einer Weile beherrschen Sie das frühe Schreiben und das Schreiben zu festgesetzten Terminen. Sie brauchen sich nicht mehr zum Schreiben zu zwingen, tatsächlich schreiben Sie ohne Mühe. Nun können Sie Ihre Textproduktion der letzten Wochen lesen.

Hierbei erkennen Sie, was Sie schreiben und wie Sie schreiben, wenn Sie völlig unbeeinflusst von den Stimmen anderer Menschen und den Texten anderer Autoren sind. Wahrscheinlich entsteht nun von selbst die Lust, ein bestimmtes Projekt anzufangen. Weil Sie an das Schreiben gewöhnt sind, wird es Ihnen nicht schwer fallen zu schreiben und Sie werden gerne an Ihrem Projekt arbeiten.

4. Kritische Analyse und Lernen am Vorbild

Jetzt ist es an der Zeit, Ihre Notizen und Projekte kritisch zu lesen.

Schreiben Sie gute Dialoge? Oder beschreiben Sie Situationen nachvollziehbar? Klingen Ihre Dialoge hölzern? Benutzen Sie manche Wörter viel zu oft?

Halten Sie Ihre besonderen Probleme fest und machen Sie sich selbst konkrete Vorschläge, was Sie tun können, um eine aufgedeckte Schwäche zu beheben.

Suchen Sie den Rat anderer nur, falls Ihre eigenen Ideen Sie nicht weiterbringen.

In dieser Phase schulen Sie Ihren Stil. Wenn Sie eine bestimmte Schwäche entdeckt haben, lesen Sie wie andere Autoren dieses Problem lösen. Probieren Sie deren Lösung aus, prüfen Sie jedoch dabei, ob diese Lösungsmöglichkeiten für Sie und Ihren Text passen.

Herausfinden können Sie all dies nur durch Lesen und eigenes Schreiben.

Überprüfen Sie auch, wann und unter welchen Bedingungen  Sie am besten schreiben.

4. Lesen wie ein Autor

Wenn Sie nun lesen, schalten Sie Ihr kritisches Auge mit ein.

Achten Sie auf den Aufbau des  Buches, seine grobe Struktur und seine Feinstruktur. Überprüfen Sie, wie Spannung erzeugt und Emotionen geweckt wurden, wie Charaktere gezeichnet und entwickelt wurden.

Wahrscheinlich haben Sie in der Schule Bücher analysieren müssen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Sie dies damals nicht mochten und jetzt Widerwillen empfinden. Sie werden vielleicht klagen, dass der Zauber eines Buches verloren geht.

Doch die Erfahrung zeigt, dass Sie einen neuen, zusätzlichen Genuss gewinnen, wenn Sie verstehen, wie der der Zauber funktioniert. Ihre Bewunderung für gute Bücher vertieft sich so.

5. Imitation mit Ziel

Wenn Ihnen Ideen und Stoffe eines Autors zusagen, dürfen Sie sie als Grundlage für Ihre eigenen Texte verwenden.

Übernehmen Sie jedoch nichts, nur weil ein Autor erfolgreich ist oder Sie ein Buch bewundern. Forschen Sie nach den Ursprüngen eines Stoffes oder einer Idee und bearbeiten Sie das Rohmaterial so, dass es zu Ihrer Idee wird.

Gefällt Ihnen der Stil eines  Autors, analysieren Sie eine Passage und versuchen Sie, einen ähnlichen Abschnitt zu verfassen. So lernen Sie viel über die Technik des Schreibens.

6. Offene Augen

Während Ihrer anfänglichen Schreibübungen haben Sie begonnen, den Alltag mit anderen Augen zu sehen. Behalten Sie diesen neuen Blick. Öffnen Sie sich für die Eindrücke um Sie herum. Sie werden so viele Ideen für Texte finden, wie Sie nur wünschen können.

Eine englischsprachige Ausgabe von Dorothea Brandes Becoming A Writer von 1934 finden hier Sie als kostenloses PDF- Dokument. Auf Deutsch gibt es eine Taschenbuchausgabe für 10,00 Euro.

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