Schon länger gibt es Untersuchungen, wonach Menschen, die schreiben, in ihrem seelischen Wohlbefinden profitieren. Doch auch die allgemeine Gesundheit und Heilungsprozesse lassen sich durch Schreiben positiv beeinflussen. Neben Tagebuchschreiben hat sich auch Bloggen als förderlich für die Gesundheit erwiesen.
Positives Bewusstsein schaffen
Tagebuchschreiben wird manchmal als jugendliches Waten in Selbstmitleid dargestellt. Tatsächlich lassen sich jedoch bei Menschen, die regelmäßig über ihren Tag nachdenken, Verbesserungen der Gesundheit und des Wohlbefindens feststellen. Die Wirkungsweise des Tagebuchschreibens ist manchmal überraschend leicht nachzuvollziehen.
So helfen sogenannte „Dankbarkeits-Tagebücher“ beim Einschlafen. Wenn man jeden Abend fünfzehn Minuten aufschreibt, wofür man an diesem Tag dankbar sein durfte, richtet sich die Aufmerksamkeit auf die positiven Erfahrungen des Tages. Der Schreiber sucht regelrecht nach guten Erinnerungen, die er in eigenen Worten festhält. Dadurch hellt sich seine Stimmung auf, der Schreiber entspannt sich. In der Folge geht er mit weniger Sorgen zu Bett, schläft leichter ein, und ruht sich im Schlaf besser aus.
Als Folge dieser abendlichen Rückblicke lernt man, auch während des Tages auf positive Erlebnisse zu achten, damit diese in die Dankbarkeitsbesinnung einfließen können. Dieses Koppeln des Schreibens an die Erlebnisse entspricht den Übungen, die Dorothea Brande in ihrem Buch „Schriftsteller werden“ empfiehlt.
Selbstheilungskräfte wecken und stärken
Eine moderne Form des Tagebuchs ist für viele Menschen das Bloggen. Gerade Menschen mit schweren Krankheiten hilft die Möglichkeit, Erfahrungen und Ängste aufzuschreiben. Beim Bloggen kommen jedoch die Rückmeldungen der Leser hinzu. Menschen mit vergleichbaren Erfahrungen treten in Kontakt und tauschen sich aus. So vereint das Bloggen neben den positiven Effekten des Schreibens auch die Unterstützung anderer. Damit wird es einer Selbsthilfegruppe ähnlich.
Gegen die Krankheit schreiben
Wenn Menschen über schlechte Erfahrungen und ihre innersten Gefühle schreiben, erleben sie anschließend oft eine starke psychische Reaktion. Auch körperliche Symptome können sich verschlimmern. Versuchspersonen in Studien beschrieben sich als emotionaler als sonst und bezeichneten auch ihre Texte als persönlicher. Nach einer Weile des regelmäßigen Schreibens ließen sich jedoch Veränderungen beobachten. Sowohl die schreibenden Versuchspersonen als auch objektive Beobachter berichteten u. a. von größerer Belastbarkeit und weniger Anfälligkeit für Stress, von niedrigerem Blutdruck oder verbesserter Lungenfunktion. Auffallend waren auch Verbesserungen im Umgang mit Kollegen und Freunden.
Was bewirkt die Effekte des Schreibens?
Es ist nicht klar, was die positiven Effekte des Schreibens auslöst. Allerdings gibt es mehrere Hypothesen, was die positiven Wirkungen auslösen könnte.
Eine Katharsis kann ausgeschlossen werden. Es hilft nicht allein, über die schlimmen Ereignisse zu schreiben, es muss eine Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen stattfinden. Auch ist direkt nach der Auseinandersetzung mit negativen Erfahrungen eine heftige Reaktion zu beobachten. Die heilende Wirkung tritt erst später ein und zeigt sich auch bei Versuchspersonen, die über ein erfundenes Trauma schrieben.
Es fällt jedoch auf, dass sich die Sprache in den Berichten über schlechte Erfahrungen im Laufe der Zeit ändert. Die verwendeten Strukturen verweisen auf eine neue Sicht auf das Ereignis, die eigene Person und andere Menschen. Solche Untersuchungsergebnisse passen zu Ergebnissen der Traumaforschung.