Zeit – sie ist ein wertvolles Gut für Autoren. Viele klagen darüber, dass sie nicht genug Zeit zum Schreiben finden, wobei „genug“ höchst individuell empfunden wird. Der eine Autor kommt mit einer Stunde Schreibzeit am Tag aus, ein anderer braucht das Gefühl von sechs freien Stunden, um eine Stunde konzentriert arbeiten zu können. Doch von der Empfindung der Zeit abgesehen, brauchen einige Autoren viel mehr Zeit, ein Buch zu schreiben, als andere.
Manche Autoren veröffentlichen sechs Bücher im Jahr, andere ein Buch alle sechs Jahre. Woher kommen diese Unterschiede? Natürlich spielen Genre und Zielgruppe eine Rolle. Manche Bücher können in wenigen Wochen geschrieben und lektoriert werden und finden ein Publikum, das diese Bücher schätzt und auch das Tempo, in dem sie produziert wurden. Ein anderes Lese-Publikum würde solche Bücher nicht anfassen, sobald es sich mit dem Inhalt bekannt gemacht hat. „Oberflächlich„, lautet dann der Kommentar, oft mit gerümpfter Nase gesprochen. Was also passiert in den zusätzlichen Monaten und Jahren, wenn langsamere Autoren an ihren Werken schreiben, schreiben und … schreiben?
Zum Schreiben eines Buches gehören zahlreiche Arbeiten, die nichts mit der Tätigkeit des Schreibens zu tun haben. Recherche ist eine solche Arbeit. Sie kann sich über Jahre hinziehen, lange bevor das erste Wort geschrieben wurde. Planung ist so eine Arbeit, wobei Form und Dauer höchst unterschiedlich ausfallen können. Überdenken und Überarbeiten sind zwei solcher Tätigkeiten, die eng verknüpft sind und viel Zeit in Anspruch nehmen. Oft benötigen sie mehr als viermal so viel Zeit wie der Prozess des Schreibens.
Wozu, möchten vielleicht einige Leser fragen, all dieses Denken? Was sucht der Autor in dieser Zeit, die er (oder sie) so viel produktiver nutzen könnte?
Einige Autoren beantworten solche Fragen mit der Suche nach dem richtigen Ausdruck. Was sie meinen, geht jedoch viel tiefer. Der richtige Ausdruck muss sachlich passen und dem Sprachregister angemessen sein, der Handlung und ihren Charakteren entsprechen und zudem ausdrücken, was der Autor und seine Charaktere fühlen. Diese Suche, einige tausend Mal durchgeführt verschlingt wahrlich Zeit. Der Leser wird es selten danken, schließlich ist das fertige Buch aus einem Guss, ohne Bruchstellen, die die Phasen der Bearbeitung verraten könnten.
Sehr netter Blog, dieser Artikel hat mir besonders gut gefallen, weil es mal klar stellt, dass einfach Wörter schreiben kein Buch ergibt, sondern viel mindset-arbeit ist. G.R.R. Martin schreibt jetzt seit 6 oder 7 Jahren an seinem nächsten Buch und das liegt eben nicht daran, dass er faul geworden ist, sondern einfach seine Ansprüche gestiegen sind, denke ich.
Diese Vermengung von Faulheit und Ansprüchen an die eigene Arbeit ist doch interessant. Wenn wir Leser respektieren, eben auch als Kunden und „Nutzer“ unserer Bücher, müssen wir das beste Buch schreiben, dass wir schreiben können. Das kann auch mehrere Jahre in Anspruch nehmen.