Wenn das Lesen eines Buchs eine Liebesbeziehung ist, was passiert, wenn Sie die Lektüre aufgeben? Wie bei einer Beziehung zu einem Menschen, sind die Gründe persönlich. Doch man kann einige Muster identifizieren. Für Autoren können diese Muster hilfreich sein, solange sie berücksichtigen, dass sie es niemals alles Lesern recht machen können.
Die Charaktere nerven
Charaktere sind eine wichtige Zutat in Büchern. Leser wollen Charaktere lieben, hassen, sie durchschütteln, über sie lachen, über sie den Kopf schütteln, sie in die vermeintliche richtige Richtung drehen oder ihnen die Welt erklären. Leser sind durchaus bereit, unangenehmen Charakteren bis zur letzten Seite die Treue zu halten. Dazu müssen Leser Zugang zu den Charakteren finden, sie müssen das Tun oder Nichttun nachvollziehen können. Wenn das nicht möglich ist, gehen Leser auf Distanz, die zum Abbruch der Lektüre führen kann.
Die Handlung führt ins Nichts
Leser wissen gerne, was los ist. Sie haben nichts dagegen, wenn ein Autor sie hereingelegt und auf falsche Fährten lockt. Sie möchten aber irgendwann erfahren, wohin die Handlung sie führen wird und auf nachvollziehbaren Wegen dort ankommen. Gelingt es ihnen nicht, die Motivation zu erkennen und den einzelnen Schritten der Handlung zu folgen, geben sie auf.
Manche Leser halten ohne sichere Führung nur wenige Seiten durch, andere bewältigen mit Genuss endlose Spiralen ins Nichts. Autoren sollten sich bewusst machen, für welche Leser sie schreiben und ihnen die Hilfestellung geben, die diese Leser benötigen.
Zu viele Informationen und Beschreibungen
Leser mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne wollen Handlung. Beschreibungen sind notwendig, können aber solche Leser dauerhaft abschrecken. Andere kehren irgendwann zu dem Buch zurück, wenn sie sich aufnahmefähig fühlen. Tatsächlich gibt es Beschreibungen, die Leser brauchen und Beschreibungen, die Leser nicht brauchen. Die Frage ist, wie viele Details und Informationen sind notwendig, damit die Handlung verständlich bleibt.
Fehler über Fehler
Fehler verwirren Leser im besten Fall, im schlimmsten Fall schrecken sie ab. Das gilt für alle Formen von Fehlern, besonders für inhaltliche Fehler, Formatierungsfehler, Rechtschreibfehler und Grammatikfehler.
Inhaltliche Fehler können auf mangelnder Recherche beruhen. Solche Fehler fallen Lesern auf, die sich mit einer Materie gut auskennen. Einige Leser genießen es, sich öffentlich über solche Fehler aufzuregen, andere legen schweigend das Buch beiseite und meiden den Autor in Zukunft. Dagegen fallen Fehler im Aufbau des Buches fast immer auf. Das beginnt mit Charakteren, die in Jeans in ein Auto einsteigen und im Anzug aussteigen, und endet mit Dialogen über das Mordopfer, wenn der Mord noch nicht begangen wurde.
In E-Books haben Formatierungsfehler Einfluss darauf, wie gut Leser lesen und sich im E-Book bewegen können. Solche Fehler machen Leser wütend.
Rechtschreib- und Grammatikfehler regen manche Leser furchtbar auf. Auch Sprachvarianten können einigen Lesern jede Freude rauben, seien es deutsche, österreichische oder schweizerische Besonderheiten in Satzbau und Wortwahl, seien es Dialekte oder Slang.
Der Text ist einfach schlecht
Es gibt Texte, die sagen einigen Lesern schlicht nicht zu. Meistens erkennen sie das an, auch wenn sie die Lektüre deshalb abbrechen. Aber manchmal ist der Text wirklich einfach schlecht. Treten dann auch noch Fehler auf, schmeißen Leser das Buch in den Müll statt es an ahnungslose Zeitgenossen zu verschenken.