Früher genügte es zu wissen, wie man Wörter und Sätze schreibt, heute gehören zum Handwerkszeug von Autoren zahlreiche Regeln, wie man Texte schreibt. Dabei ist die Gefahr, sich sklavisch an ein Regelwerk zu halten und dabei die eigene Kreativität zu unterdrücken, groß. Das Schreiben von Büchern ist nämlich nicht mit dem Straßenverkehr zu vergleichen. Letzterer kann nur sicher für alle Beteiligten funktionieren, wenn alle sich an alle Regeln halten. Beim Bücherschreiben muss jeder Autor für sich herausfinden, welchen Regeln er bis zu welchem Punkt folgen sollte.
Die Schreibregel als Garant für Sicherheit
Auf Alexander Zoltais Blog Notes from an Alien schreibt eine Autorin in den Kommentaren, Schreibregeln seien für Menschen, die etwas Festes benötigen, an dem sie sich festhalten können. Schreiben sei manchmal Angst einflößend.
Denkt man an Hemingways Behauptung, man müsse sich zum Schreiben nur an die Schreibmaschine setzen und bluten, klingt der Vorgang des Schreibens lebensgefährlich. Regeln mindern die Gefahr.
Die Schreibregel als Ziel
Natürlich gibt es Regeln, die erklären, wie man schreibt, damit Leser verstehen können, was man ihnen mitteilen möchte. Bei diesen grundlegenden Schreibregeln kehren wir zurück zu Rechtschreibung und Grammatik. Ausgehend von korrekt geschriebenen Wörtern und nachvollziehbaren Sätzen, kommen wir zu wichtigen Fragen. Regeln, die uns helfen, diese Fragen zu beantworten, sind Regeln, die jeder Autor beachten sollte:
- Wie gebe ich dem Leser Orientierung in meiner Handlung?
- Wie erzeuge ich Spannung?
- Wie unterhalte ich den Leser?
Die Antwort auf diese Fragen sind – anders als Regeln im Straßenverkehr – eher Ziele als Regeln, die jeder Autor auf seine Weise zu erreichen versucht. Im individuellen Streben nach einer Antwort auf die Fragen schaffen Autoren ein kreatives Werk, keinen Standardtext, in dem die Anwendung von Regeln abgehakt werden kann.