Die Rede ist immer von Daten: Unsere Aufmerksamkeit richtet sich täglich in kurzen Abständen auf Informationen über die Temperatur, die Uhrzeit, das Wetter, unser Gewicht, Nachrichten aus dem Krieg in Syrien und unendlich viel mehr. Unsere Aufgabe ist es anscheinend, all diese Daten zu sichten und über ihre Nützlichkeit für uns zu entscheiden. So wichtig das Sammeln und Bewerten von Informationen ist, als Autoren müssen wir uns die Frage stellen, ob unsere Aufmerksamkeit mit dem Sammeln „nützlicher“ Informationen die für uns wichtigen Informationen wahrnimmt.
Aufmerksamkeit: instrumentell oder forschend?
Unsere linke Hirnhälfte ist für Logik und Analyse zuständig. Die von der linken Hirnhälfte gesteuerte Aufmerksamkeit lässt uns Informationen sammeln und bewerten. Wenn wir uns in den Datenstrom der Medien fallen lassen, ist unsere Aufmerksamkeit damit beschäftigt, die an uns vorbeirauschenden Informationen aufzufischen und zu überprüfen. Für die linke Hirnhälfte ist unser Zeitalter ein erstklassiger Trainingsraum.
Die von unserer rechten Hirnhälfte gesteuerte Aufmerksamkeit ist forschend und offen. Sie sammelt Eindrücke. Daher kommt sie vor allem beim Zusammentreffen mit anderen Menschen, beim Betrachten der Natur und beim Bewundern von Kunst ins Spiel. Die Aufmerksamkeit der rechten Hirnhälfte lässt uns die Welt umfassend erleben. Allerdings sind diese Eindrücke selten messbar und dementsprechend nicht verwertbar.
Nun sind wir aber Autoren und ticken etwas anders als andere Menschen.
Aufmerksamkeit als Haltung zur Welt
Die forschende und offene Aufmerksamkeit von Autoren für ihre Welt liefert Eindrücke über das Leben, über Kommunikation und Interaktion, über Natur und Psyche, die ihren Niederschlag in den Texten finden. Autoren sollten sich darin trainieren, der Welt offener entgegenzutreten. Selbstverständlich benötigen sie auch Fakten und verwertbare Informationen, doch die haben ihre eigene, klar begrenzte Bedeutung für das Schreiben. Kreativität profitiert von zweckfreier Offenheit. Dies erfordert Zeit und Ruhe, die Autoren sich nehmen müssen. Nur so gewinnen sie den inneren Freiraum, der es ihnen erlaubt, Eindrücke aufzusaugen und zu speichern.
Interessant sind dazu die Überlegungen von Dan Nixon.