Überarbeitung: Das Chaos bändigen

Überarbeitung

Ein erster Entwurf eines Romans darf und muss roh und unhandlich sein. Seine einzige Funktion ist, einen real existierenden Text zu schaffen, an dem nach allen Regeln der Kunst gefeilt werden kann. Die Überarbeitung ist mehr als ein Durchsehen auf Rechtschreibfehler. Sie macht erst aus einem eilig getippten Text einen Roman.

Vor der Überarbeitung

Ehe sie mit der Überarbeitung des ersten Entwurfs beginnen, sollten Autor*innen Abstand zu ihrem Text gewinnen. Es bringt nichts, am Vormittag den letzten Satz zu schreiben und am Nachmittag die ersten Änderungen vorzunehmen. Damit diese Änderungen die wahren Probleme des Texts beheben, muss sich die innere Einstellung von Autor*in zu Kritiker*in ändern. Das funktioniert mit zeitlichem Abstand am besten. Mindestens zwei Wochen sollten verstreichen, ehe die Überarbeitungsphase beginnt.

Ein zu großer Abstand ist allerdings auch nicht zielführend, da dabei das Gefühl für den Text verloren geht.

Während der Überarbeitung

Bei der Überarbeitung ist es sinnvoll, die großen Änderungen zuerst vorzunehmen. Derartige Änderungen beschränken sich oft nicht auf den geänderten Abschnitt, sondern wirken sich auf andere Teile des Manuskripts aus. Ein Logbuch mit allen Änderungen hilft, den Überblick zu behalten. Rechtschreibung und Grammatik können zunächst nebenbei korrigiert werden, doch eine Überarbeitung mit Fokus auf Wörter und Satzbau sollte zuletzt erfolgen.

  1. Fokus auf Charaktere: Wie sind sie konzipiert, welche Motivation haben sie, wie entwickeln sie sich? Wie interagieren sie und welche Konsequenzen hat die Interaktion?
  2. Fokus auf die Handlung: Was passiert in welchen Szenen und wie entwickelt sich dabei die Spannung? Ist die Abfolge der Szenen sinnvoll? Passt das Tempo zur Handlung?
  3. Fokus auf den Aufbau: Passen die Teile des Buchs zusammen? Ist die erzählte Welt logisch?
  4. Fokus auf Wortschatz, Rechtschreibung und Grammatik: Gibt es Fehler? Gibt es Verständnisprobleme aufgrund der Wortwahl oder der Satzstruktur? Ist die Sprache den Charakteren angemessen? Ist die Sprache den Leser*innen angemessen?

Es mag wie Zeitverschwendung erscheinen, den Text mehrfach durchzuarbeiten. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der Überblick schnell verloren geht, wenn alle Aspekt des Texts parallel abgearbeitet werden sollen. Zudem bringen die Phasen eins bis drei große Eingriffe in den Text mit sich, die immer wieder eine Überprüfung von Wortschatz und Grammatik mit sich bringen. Letztlich spart es Zeit, den Text mehrfach mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu überarbeiten.

Nach der Überarbeitung

Nach der Überarbeitung und ehe der Text zu Testleser*innen oder ins Lektorat gegeben wird, sollte er noch einmal vollständig gelesen werden. Größere Eingriffe sollte jetzt nicht mehr nötig sein, aber vielleicht wurden Rechtschreib- oder Grammatikfehler übersehen. Nachdem Testleser*innen und Lektor*innen den Text durchgearbeitet haben, erfolgt eine weitere mehrteilige Überarbeitung.

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