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Ereignisloses Leben – Trotzdem Romane schreiben?

ereignisloses Leben

Wenn wir an die Berufe bekannter Autorinnen und Autoren denken, kann uns der Neid überkommen. Apothekenhelferin mit Zugriff auf den Giftschrank (Agatha Christie), Pressesprecher eines störanfälligen Kernkraftwerks (Terry Pratchett), um nur zwei zu nennen. Erfahrungen aus dem Berufsleben finden sich in den Büchern dieser Autor*innen wieder. Und wir? Wir blicken auf unser ereignisloses Leben, schlucken und fragen uns, ob es für uns überhaupt lohnt, einen Roman zu schreiben. Wir erleben ja nichts.

Unser ereignisloses Leben und „Schreib, was du kennst“

Wir sollen schreiben, was wir wissen und kennen. Ein Blick in die Bücher anderer Autor*innen müsste uns eigentlich stutzig machen. Haben die wirklich so viel Gewalt, so viel Liebe, so viele Explosionen und Missgunst erlebt? Wahrscheinlich nicht. Sie haben Erfahrungen aus erster, zweiter und dritter Hand genommen und in ihre Bücher eingearbeitet.

Es sind nicht ausschließlich die autobiografischen Erfahrungen, die ihren Weg in unsere Bücher finden. Was wir schreiben, ist eine verdichtete Form aller Erfahrungen, die wir gemacht haben: am eigenen Leib, durch Beobachtung, durch Klatsch, durch Bücher, Lieder und Filme.

Auch wenn wir ein an der Oberfläche ereignisloses Leben führen, tragen wir in uns einen Schatz an Erfahrungen, die wir für unsere Romane nutzen können.

Eine neue Sicht auf unser Leben

Solange wir unser Leben als eine braune Pfütze langweiliger Tage sehen, entdecken wir nichts, worüber es sich in einem Roman zu schreiben lohnte. Aber braune Pfützen stecken voller Leben (oder wenigstens voll interessanter Chemikalien), wir müssen nur scharf genug hinsehen – nicht mit dem bloßen Augen, mit der Brille, der Lupe oder dem Mikroskop. Und da sehen wir sie paddeln und schlängeln, die kleinen interessanten Charaktere. Sie verfolgen sich, sie fressen einander. Alles sehr ereignisreich für diese Lebewesen.

Für einen Blick auf das eigene Leben braucht es keine optischen Geräte. Es ist viel mehr eine andere Einstellung. Interessant ist nicht unbedingt das, was uns die Medien als interessant verkaufen. Ereignisreich kann vieles sein, was von der Mehrheit ignoriert wird.

Wir müssen uns trainieren, genauer hinzusehen: auf unser Leben und auf das Leben anderer. So finden wir unter der unscheinbaren Oberfläche Stoff für viele Romane.

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