Wenn wir sprechen oder schreiben verwenden wir immer Grammatik – auch wenn wir nicht darüber nachdenken. Beim Schreiben und Überarbeiten unserer Texte fragen wir uns oft, ob ein Satz „richtig“ ist. Die Frage geht zurück auf unsere Erfahrungen in der Schule. Von dort kennen wir Grammatik als ein starres Regelwerk, das keine Abweichungen zulässt. Das ist die präskriptive, die vorschreibende Grammatik. Aber es gibt auch die deskriptive, die beschreibende Grammatik. Hier geht es darum, wie Menschen sprechen (und schreiben) und wie sich Regeln durch die Verwendung von Sprache ergeben. Es geht auch um Veränderungen und unterschiedliche Systeme innerhalb einer Sprache. Damit sind wir ganz nah bei den täglichen Fragen beim Schreiben.
Schreiben und Überarbeiten – Was ist „richtig“?
Beim Schreiben und Überarbeiten müssen wir verschiedene Fragen berücksichtigen: Was für einen Text schreiben wir? Für wen schreiben wir? Welche Sprachnorm wollen wir erfüllen?
Wenn wir die Antworten auf die Fragen suchen, greifen wir zurück auf unser grammatisches Wissen. Wir haben ein Regelwerk in der Schule gelernt, wir kennen die Fachbegriffe für Strukturen. Wir haben aber auch durch Sprechen, Lesen und Schreiben ein Regelwerk verinnerlicht. Oft kennen wir die Fachbegriffe nicht, aber wir können die Strukturen anwenden. Meistens arbeiten wir mit dem verinnerlichten Regelwerk. Wenn wir unsicher sind, recherchieren wir in Grammatiken, fragen eine Lektorin oder diskutieren bei Facebook. Gerade bei letzterer Lösung gibt es oft Streit.
Das ist dann der Streit zwischen Anhängern der präskriptiven und Befürworterinnen der deskriptiven Grammatik. Dass die Antwort auf die Frage Was ist „richtig“ manchmal überraschend ist oder sogar nicht existiert, zeigt Grammis vom Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache. Dort werden Fragen nach grammatischen Strukturen anhand einer Beispielsammlung beantwortet. Für konkrete Probleme während des Schreibens ist die Seite weniger geeignet, aber sie ist eine erstklassige Quelle, wenn wir uns grundsätzlich informieren möchten.
Richtig ist … wer spricht
Wir müssen uns bewusst sein, dass wir beim Schreiben ständig die Ebenen wechseln und deshalb auch unterschiedliche Regeln anwenden dürfen. Schreiben wir eine Beschreibung, sollte unsere Sprache für alle verständlich sein, und damit eher den Regeln der Schulgrammatik entsprechen. Aber wenn wir ganz nah an einem Erzähler oder einer Erzählerin sind, können wir auch Umgangssprache und verbreitete, aber nicht ganz regelkonforme Strukturen verwenden. Das gilt besonders für die wörtliche Rede, wo Wortwahl und Strukturen mit zur Charakterisierung beitragen.
Mit der wörtlichen Rede kommen wir wieder zu der Frage, ob wir Dialekte oder Jugendsprache oder Slang verwenden sollten. Wir dürfen das, aber wir müssen an diejenigen denken, die den Text lesen werden. Dialekte werden nur von Menschen aus einer bestimmten Region wirklich verstanden, Jugendsprache und Slang ändern sich vielleicht schon bis zur Veröffentlichung. Hier geht es weniger darum, ob etwas korrekt ist, sondern um Verständlichkeit. Die Antwort findet sich vielleicht eher, wenn wir Verständlichkeit als Höflichkeit gegenüber den Lesenden verstehen.