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Mein Memoir – Wann kann ich an eine Veröffentlichung denken?

Memoir

Das Memoir ist in den letzten Jahrzehnten immer beliebter geworden. Obwohl das Wort noch nicht in den Duden aufgenommen wurde, beziehen sich zahlreiche Internetseiten, auch für Autor*innen, darauf. Es geht um Lebenserinnerungen, und natürlich wünschen sich viele, dass diese auch veröffentlicht werden. Doch was ist dabei zu beachten?

Das Memoir – Lebenserinnerungen wie ein Roman erzählt

Das Wort Memoir ist aus dem lateinischen Wort memoria (Gedächtnis) über die französische Sprache zu uns gekommen. Ähnlich wie einer Autobiografie schreibt eine Person über ihre eigene Lebensgeschichte. Während die Autobiografie den Werdegang der Person beschreibt, konzentriert sich das Memoir auf eine bestimmte Lebensphase oder ein besonderes Ereignis.

Seit den 1980er Jahren schreiben mehr Menschen, die nicht als prominent oder herausragend gelten, über sich. Vielen ging es ursprünglich darum, ihren Nachkommen Einblicke in die Familiengeschichte zu hinterlassen. Inzwischen haben sich viele Subgenres entwickelt, in denen es oft auch um die Aufarbeitung belastender Erlebnisse wie Flucht, Missbrauch oder Tod geht.

Die erinnerten Ereignisse werden in der Ich-Form geschrieben. Sie beschränken sich nicht auf eine chronologische Abarbeitung vor Ereignissen in Form eines Lebensberichts, sondern erzählen diese Ereignisse mit den Mitteln eines Romans. Das heißt, es gibt eine Handlung mit der erzählenden Person als Hauptfigur, einen Handlungsbogen, erzählende und reflektierende Passagen.

Wie alle autobiografischen Texte ist diese Form der Lebenserinnerung subjektiv, das heißt sie bewertet Ereignisse aus der Perspektive der schreibenden und erzählenden Person. Problematisch kann es werden, wenn diese Person über andere reale Personen schreibt, die sich in ihren Rechten verletzt fühlen könnten.

Ein Memoir veröffentlichen

Vor der Veröffentlichung eines Memoirs sind zwei Bereiche zu trennen: das Manuskript und seine Überarbeitung und (möglicherweise) die rechtlichen Aspekte wie üble Nachrede.

In ihrer Rohfassung sind viele Manuskripte von Memoirs eine Ansammlung bedrückender Ereignissen, die unverbunden nebeneinander stehen. Das liegt an den oft schmerzhaften Erinnerungen, die während des Schreibprozesses wiederkommen, aber auch daran, dass die Schreibenden für sich schreiben. Sie können in dieser Phase die Bedürfnisse von Lesenden noch gar nicht berücksichtigen.

Schon vor Beginn des Schreibens wäre es sinnvoll (wenn auch nicht immer möglich), sich vor Augen zu führen, dass im Memoir zwei Bereiche zusammengeführt werden: die subjektiven Erinnerungen der oder des Schreibenden und das Interesse der Lesenden.

Die Lesenden unterstellen, dass der Text wahre Begebenheiten schildert. Sie wollen daher nicht nur von den Erlebnissen und Erfahrungen des*der Autor*in erfahren. Sie möchten verstehen, was ihm*ihr geschehen ist, sie möchten aber auch verstehen, was in den anderen Personen vorging, sie möchten Informationen über die Zeit und den Ort. Dieses Interesse verlangt von den Schreibenden, dass sie ihre subjektive Rolle zumindest zeitweilig aufgeben, auch über Personen, mit den sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, reflektieren und sie nicht nur eindimensional darstellen. Das verlangt den Schreibenden viel ab, auch hinsichtlich der Struktur des Texts als Roman.

Neben der Überarbeitung des Memoirs nach den üblichen Aspekten wie Nachvollziehbarkeit, Charakterentwicklung, Spannungsbogen, Faktencheck und Sprache sollte eine neutrale Person das Manuskript lesen und bei der Abwägung helfen, ob die persönlichen Rechte Dritter verletzt wurden. Im Zweifel ist eine Rechtsberatung angebracht.

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