Motivierte Charaktere — die sollen eine Handlung vorantreiben. Damit Motivation, Ziele und Konflikte klar sind und immer wieder kontrolliert werden können, sollen Autor*innen die vor dem Schreiben festlegen. So jedenfalls kann man in zahlreichen Ratgebern lesen. Ich sehe viele Autor*innen, die beim Schreiben des Plans unsicher sind und finde das bei meinen eigenen Texten auch immer wieder schwierig.
Motivierte Charaktere — Was genau treibt sie an?
Bestimmt gibt es Autor*innen, deren Arbeitsweise es entgegenkommt, bereits vor dem Schreiben so viele Details wie möglich aufzuschreiben. Für sie liegt der Reiz im Entwerfen der Mosaikstückchen der Geschichte und im Zusammensetzen eines faszinierenden Bildes aus diesen Stückchen. Wer aber lieber frei von der Seele weg schreibt, mit gerade genug Planung, um ungefähr zu wissen, was am Ende passieren soll, empfindet das Beschreiben der Details als schwierig.
Wenn ich mir ansehe, was ich meinen Charakteren an Motivation, Zielen und Konflikten zugedacht habe, frage ich mich oft, ob das genug ist. Auch die Beschreibungen, die mir andere Autor*innen für ihre Charaktere geben, wirken in vielen Fällen nicht, als hätten die Charaktere einen Antrieb, in gefährliche Situationen zu gehen. Im Text aber wird die brennende Motivation deutlich, ebenso wie die Ziele und die inneren und äußeren Konflikte.
Es gibt bei mir und diesen Autor*innen eine Diskrepanz zwischen Plan und Umsetzung. Zum Glück ist die Umsetzung besser als der Plan.
Aber diese Diskrepanz verunsichert.
Lehren aus der Diskrepanz zwischen Plan und Umsetzung
Zunächst ist es wichtig, dass Autor*innen sich eingestehen, dass sie beim Schreiben einen simpel erscheinenden Plan mit Tiefe füllen. Das lindert den Stress, etwas falsch zu machen. Falsch machen sie nichts, wenn sie in ihrem Text motivierte Charaktere haben, die sich mit inneren und äußeren Hindernissen auseinandersetzen müssen und trotzdem ihre Ziele verfolgen.
Motivation und Ziele können sich im Laufe einer Handlung ändern, oft durch kleine Ereignisse, die den Fokus der Charaktere verschieben. Hindernisse ergeben sich sowieso ständig neue. Es wäre nicht realistisch anzunehmen, dass alle Hindernisse über die Dauer der Handlung bestehen bleiben. Hindernisse, die von Dauer sind, stehen eher als ständige Bedrohung im Hintergrund, während die kleinen Hindernisse die Charaktere kapitelweise zum Handeln zwingen.
Ich rate daher immer, über den Plan für ein Buch zu sprechen. Wenn es Autor*innen gelingt, im Gespräch Neugier zu wecken und Spannung aufzubauen, können sie auch mit einem simplen Plan eine mitreißende Geschichte schreiben.