Beim Lesen ärgern wir uns hauptsächlich über zwei Dinge: Eine Flut von Informationen und Nachlässigkeit. Aus Sicht von Schreibenden liegen die Fallen und Fallstricke bei einem Zuviel auf der einen Seite (zu viele Details, zu viele Beschreibungen, zu viele Wiederholungen) und einem Mangel auf der anderen Seite (Mangel an Sorgfalt beim Beseitigen der Schreib- und Grammatikfehler, Mangel an Genauigkeit bei der Recherche, Mangel an Übersichtlichkeit aufgrund schlechter Formatierung). Beides kann Lesenden die Freude an einem Buch verderben.
Warum stolpern wir über Fallen und Fallstricke?
Für Schreibende ist es verführerisch zu glauben, sie könnten alle Stärken und Schwächen ihres Textes selbst erkennen und auch selbst beheben. Schließlich haben sie sich lange mit der Materie beschäftigt, haben recherchiert und Handlung wie Charaktere entwickelt. Sie ignorieren, dass durch ihre Nähe zum Text eine Betriebsblindheit entsteht. Im schlimmsten Fall verhindert die, dass für Leser*innen offensichtliche Schwächen unbeachtet bleiben.
Das einfachste Mittel gegen die Betriebsblindheit ist das Einbeziehen von Leser*innen, da die dem Text neu begegnen. Für sie sind die Schwächen leichter zu erkennen. Ihre Kommentare sollten bei den verschiedenen Überarbeitungsgängen berücksichtigt werden.
Das Zuviel — Was es bewirkt
Zu viele Informationen, zu viele Details und auch zu viele Wiederholungen von Bekanntem oder von ungewöhnlichen Wörtern können Leser*innen das Gefühl geben, dass sie nicht ernst genommen werden. Das ist normalerweise nicht der Fall. Wenn Autor*innen sich intensiv mit einem Thema befassen und sorgfältig recherchieren, verfügen sie über einen großen Reichtum an Information, die sie gerne weitergeben möchten. Dabei übersehen sie, dass es für die Leser*innen meistens gar nicht notwendig ist, den gesamten Hintergrund zu kennen, um das Buch genießen zu können. Auch Wiederholungen von Informationen, besonders wenn das wenig subtil geschieht, kann Unwillen auslösen. Die Wiederholung ungewöhnlicher Wörter oder Ausdrücke wirkt so, als wollten die Autor*innen ihr Wissen und ihren Wissensvorsprung unter die Nase reiben.
In den meisten Fällen ist dieses Plakative unter die Nase reiben nicht gewollt. Die Fallen und Fallstricke sind die Nähe und der Wissensvorsprung, die bei den Autor*innen den Eindruck entstehen lassen, dass alles, was sie für sich erarbeitet haben, den Leser*innen mitgeteilt werden muss.
Der Mangel — Worin er besteht
Der hier gemeinte Mangel ist in gewisser Weise das Gegenteil des oben beschriebenen Zuviels. Auch hier tritt eine gewisse Betriebsblindheit ein, die die Vorstellung entstehen lässt, alles selbst am besten zu wissen und zu können. Sachliche Hintergründe aus Geschichte, Wissenschaft, Politik etc. werden nicht oder nur ungenügend recherchiert. Sie schleichen sich Fehler in den Text, die im schlimmsten Fall Auswirkungen auf die Zusammenhänge der Handlung haben. Ein anderer Mangel äußert sich in fehlender Sorgfalt im Umgang mit Schreib- und Grammatikfehlern, bei der Wortwahl oder im Aufbau des Texts. Auch die Formatierung kann vernachlässigt werden, sodass das gedruckte Buch oder das E-Book schwer lesbar wird.
Fehler lassen sich nie ganz vermeiden. Aber Leser*innen empfinden eine Häufung von Fehlern als Unhöflichkeit.