Problem Wörterbuch beim Ereader

 Ein nicht zu unterschätzender Vorteil von E-Books zu gedruckten Büchern ist das integrierte Wörterbuch und die Möglichkeit, vom Text ins Internet zu wechseln, um dort inhaltliche Fragen zu klären.

Für das Lernen von Sprachen ist diese Nachschlagemöglichkeit optimal. Es stehen unzählige Bücher in der Originalsprache bereit. Solange, da liegt einer der Haken, es sich um eine „gängige“ Sprache handelt, können sie auf den Ereadern abgebildet und als E-Books gelesen werden.

Ärger mit den Wörterbüchern

Allerdings liest man in den Foren immer wieder von Problemen, wenn die Sprache andere als die lateinischen Schriftzeichen verwendet. So scheinen einige Ereader beispielsweise kyrillische Schriftzeichen im E-Book darstellen zu können, das Wörterbuch bildet diese jedoch nicht ab. Damit ist das Wörterbuch für die Benutzung unbrauchbar.

Ein weiteres Problem ist die Gruppierung vieler Wörterbücher um die englische Sprache, so dass beispielsweise Übersetzungen aus dem Französischen ins Englische angeboten werden, nicht jedoch ins Deutsche.

Integrierte Wörterbücher am Beispiel des Kindle

Der Kindle von Amazon kann selbstständig auf seine Wörterbücher zugreifen. Markiert man  ein Wort, schaltet sich das Wörterbuch ein. Das ist ein schnelles und einfaches Verfahren, welches das Lesen kaum unterbricht. Amazon bietet in Deutschland vorinstalliert zwei Wörterbücher an: ein englisches und ein deutsches. Beides sind einsprachige Wörterbücher, die Begriffe anhand von Definitionen und Beispielen erklären.

Einsprachige Wörterbücher sind für mittlere bis fortgeschrittene Lerner und Muttersprachler geeignet. Sie erfordern allerdings die Bereitschaft und Fähigkeit, aktiv an der Sprache zu arbeiten. Das kostet Geduld und Zeit, die Leser nicht immer haben oder nicht immer im gleich großen Maße investieren wollen.

Wörterbücher mit Übersetzungen sind nicht das Allheilmittel für das Lerner sie halten, erleichtern aber gerade Anfängern das Lesen.

Solche übersetzenden Wörterbücher sind nicht vorinstalliert, obwohl natürlich technisch nichts dagegen spricht, dass Amazon sie installieren ließe. Man kann sie kaufen, was sicher im Sinne Amazons ist. Es gibt die Funktion „Übersetzen“, sie bietet jedoch nur ein Wort und berücksichtigt nicht den Kontext.

Bei der Anschaffung von Wörterbüchern ist zu beachten, dass sie nur von der Buchsprache aus übersetzen, nicht umgekehrt. Für ein englische Buch bedeutet das, ein deutscher Leser benötigt ein Wörterbuch Englisch-Deutsch, ein Deutsch lernender Brite würde stattdessen für sein deutschsprachiges E-Book Deutsch-Englisch wählen.

Lektüretexte und falsch angegebene Sprachen

Probleme treten dann normalerweise nicht bei E-Books von Verlagen aus dem jeweiligen Sprachraum auf. Auf das Französische Wörterbuch eines E-Books aus einem französischen Verlag kann der Kindle beispielsweise zugreifen. Dagegen kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn das E-Book als „Lernhilfe“ oder „Lektüre“ eines deutschen Schulbuchverlages herausgegeben wurde, selbst wenn der Text dem der Originalversion entspricht.

Kindle-Ereader finden, wie oben erwähnt, automatisch das passende Wörterbuch. Sie erkennen jedoch nicht die Sprache an den einzelnen Wörtern, sondern aus den Informationen, die ihnen das E-Book liefert.

Anders als ein gedrucktes Buch besteht ein E-Book nämlich nicht einzig aus dem Text. Der Text befindet sich in einer Datei, separat davon existiert eine andere Datei, die dem Ereader sagt, wie er den Text abbilden soll, etwa dass die Kapitelüberschriften größer aussehen oder jedes Kapitel auf einer neuen Seite beginnt. Dieser separaten Datei entnimmt der Kindle die Sprache des Textes und greift auf das entsprechende Wörterbuch zu. Für den Kindle ist ein Buch, dessen Zusatz-Datei es als deutsches Buch ausgibt, ein deutsches Buch, gleichgültig in welcher Sprache der Text geschrieben ist.

E-Books zu formatieren ist zeitaufwändig, aber viele Abläufe lassen sich automatisieren. Stattet ein Schulbuchverlag seine sämtlichen Lektüren mit der gleichen Zusatz-Datei aus, erscheinen die Textformatierungen gleich. Allerdings werden die fremdsprachigen Lektüren wie die deutschsprachigen gelesen, weshalb das automatisch herangezogene deutsche Wörterbuch den italienischen Text nicht übersetzen kann. Es müsste lediglich in der Zusatz-Datei die Kennzeichnung für die Sprache geändert werden, um das Problem zu beheben.

Aus dem gleichen Grunde können Textstellen in einer fremden Sprache, der Titel eines englischen Liedes etwa, nicht automatisch übersetzt werden. Theoretisch wäre auch das möglich, wenn die betroffenen Textstellen in der Textdatei als englisch gekennzeichnet wären.

 

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