Jedes Jahr am dritten Freitag im November ist Vorlesetag. Der Vorlesetag ist eine Veranstaltung der Deutschen Bahn, der Stiftung Lesen und der Zeitung Die Zeit.
An diesem Tag kann jeder jedem vorlesen. Oft geschieht dies an Orten, die sowieso mit Lesen zu tun haben, etwa in Schulen, Bibliotheken oder Buchhandlungen. Prominente nutzen die Veranstaltung, um sich als sozial engagiert zu beweisen, Normalbürger bringen sich aus Überzeugung ein. Ein wichtiges Ziel ist es in jedem Jahr Kindern und ihren Eltern zu zeigen, wie spannend und schön das Erlebnis des Vorlesens sein kann.
Die Veranstalter bereiten den Vorlesetag jedes Jahr durch eine Studie zum Vorlesen vor. Eine Übersicht über die vorliegenden Studien finden Sie hier. Die Studie des Jahres 2015 befasste sich mit der Frage, wie sich Vorlesen auf die soziale Kompetenz von Kindern auswirkt.
Die Forscher untersuchten Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren. Dabei teilten sie die Kinder in drei Gruppen ein:
Kinder, denen im jüngeren Alter
- einmal oder mehrmals am Tag,
- einmal oder mehrmals in der Woche,
- selten oder nie vorgelesen wurde.
Dabei kamen die Forscher zu der Erkenntnis, dass Vorlesen unabhängig vom Geschlecht der Kinder oder dem Bildungshintergrund der Eltern positive Auswirkungen auf das soziale Verhalten und soziale Fähigkeiten hat. So vertrauen andere Kinder Kindern, denen oft vorgelesen wurde, lieber ihre Sorgen an. Offenbar spüren sie, dass solche Kinder einfühlsamer sind. Die Studie belegt eine positive Wirkung der Kinder auf ihr Umfeld, da ihre Grundhaltung positiv ist und sie sich für ihre Gemeinschaft engagieren.
Auch Schulleistungen von Kindern, denen oft vorgelesen wurde, sind im Schnitt besser als die der Kinder, die diese Erfahrung nicht gemacht haben. Auffallend ist, dass nicht nur in kreativen Fächern wie Kunst oder in sprachlichen Fächern wie Deutsch und der ersten Fremdsprache die Leistungen dieser Kinder besser sind. Auch die Leistungen in Mathematik liegen über denen der Kinder, denen selten bis nie vorgelesen wurde.
Über den Vorlesetag hinaus sollten diese Erkenntnisse Einfluss in den Alltag von Kindern finden. Dazu sind jedoch Erwachsene gefragt: Eltern, Erzieher und Lehrer.