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Innere Dialoge – den Charakter den Lesern näherbringen

 geralt_brain-535780_1920_pixabay_kleinerLeser sehen einen Charakter im Buch durch Beschreibungen. Dies sind Außenansichten des Charakters, mehr oder weniger zuverlässig, je nach Erzählperspektive. Einblicke in das Innenleben eines Charakters ermöglicht der innere Dialog des Charakters mit sich oder den vielen Teilen seiner Persönlichkeit.

Wie beim Erzähler ist auch der Charakter selbst trügerisch, wenn er uns erlaubt, seine inneren Auseinandersetzungen mitzuverfolgen. Allerdings fällt es Lesern leichter zu erkennen, wie ehrlich der Charakter mit ihnen und sich ist, wenn sie seine Überlegungen und Handlungen vergleichen können. Die Abweichungen zwischen Selbstwahrnehmung des Charakters und seinen Handlungen und Aussagen können erheitern oder schockieren, oft beides zugleich. Wichtig ist, dass ein Bezug zur äußeren Handlung besteht und der Leser von der inneren Auseinandersetzung profitiert.

Die Sicht auf das das Innenleben des Charakters kann den Leser warnen, dass sich eine negative Entwicklung anbahnt, wenn der Charakter zunehmend irrational denkt, in immer größere Diskrepanz zu seinen Handlungen gerät oder heftige, vielleicht ungerechtfertigte Emotionen entwickelt. Ebenso erlebt der Leser mit, wie sich Einstellungen des Charakters verändern, er reift und unabhängiger wird, sich aus Zwängen befreit.

Wenn sich ein Fenster in die Seele eines Charakters öffnet, vermindert das immer das Erzähltempo. In der Zeit, in welcher der Leser in den Charakter blickt, erfährt er nichts oder nur wenig über die äußere Handlung. Deshalb sollten die inneren Dialoge bewusst platziert werden, um das Tempo einer Handlung gezielt zu verlangsamen und Leser wie Charakter Gelegenheit zu geben, das Geschehene zu überdenken.

Die Form einer inneren Auseinandersetzung muss nicht zwangsläufig in Dialogform geschehen. Es kann auch eine Beschreibung oder eine Aneinanderreihung von Gedankenfetzen sein. Die Form der Reflektion sollte zum übrigen Text passen. Eine einzelne Phase mit innerem Dialog in einem Text wirkt ungeschickt. Entweder gibt ein Charakter mehrfach Einblick in sein Denken und Fühlen oder mehrere Charaktere erlauben dem Leser solche Einblicke.

 

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