Man sieht sie überall: In umgebauten Schränken, in verglasten Vogelhäusern, in alten Telefonzellen. Kleine kostenlose Bibliotheken, die auf das Geben und Nehmen der Nutzer setzen. Die Idee hat sich weltweit verbreitet, was für die Begeisterung der Leser spricht. Doch es gibt auch Kritik.
Wie funktioniert das Teilen der Bücher?
Das erste mal habe ich 2012 in einem Blogpost von Alexander Zoltai von den kleinen Bibliotheken gelesen. Damals gab es sie in den USA schon seit etwa drei Jahren. Inzwischen findet man die kleinen Bibliotheken in vielen deutschen Städten und Gemeinden. Die erste kleine Bibliothek sollte eine Hommage an die Mutter des Erbauers sein und deren Liebe für Bücher weiter in die Welt tragen. Die Idee steht in der Tradition des Buchteilens – Booksharing, die im Sinne der Nachhaltigkeit Bücher möglichst vielen Menschen zugute kommen lassen will. Es gibt viele verschiedene Versionen des Buchtteilens, etwa ein Buch „freizulassen“ und es auf Parkbänken oder in Bussen zu neuen Lesern zu bringen. Die kleinen Bibliotheken schützen die Bücher vor Wind und Wetter. Leser können sich ein Buch nehmen, es zurückbringen oder durch eines aus den eigenen Beständen ersetzen. Eine, zwangsläufig unvollständige, Liste kleiner Bibliotheken mit Geo-Daten finden Sie hier.
Was sagen die Buchhändler?
Buchhändler und Betreiber von Antiquariaten sind weniger glücklich über die kleinen Bibliotheken, in denen Bücher kostenlos weitergegeben werden. Auf Börsenblatt.net gibt es einen aktuellen Artikel, der die Situation gut beschreibt. Den Händlern geht es natürlich darum, ihre eigenen Bücher zu verkaufen. Deshalb ärgern sie sich, wenn in der Nähe oder gar direkt vor ihrem Laden ein öffentlicher Bücherschrank aufgestellt wird. Besonders für Antiquariate sind die kleinen Bibliotheken ein Problem, denn dort gibt es hauptsächlich ältere, zu ihrer Zeit beliebte Bücher – oft genau die Bücher, die auch im Antiquariat ausliegen.
Einige Buchhändler betreiben eigene kleine Bibliotheken, in die sie auch Bücher geben, die schon abgegriffen sind, stellen. Sie sehen das kostenlose Angebot als Lockmittel, um Menschen überhaupt in die Nähe ihres Ladens zu bringen und ihnen zu zeigen, wie wunderbar Lesen sein kann. Solche Buchhändler berichten, dass sie Nutzer des kostenlosen Angebots plötzlich als Kunden wiedersehen.