Nicht in jedes Buch muss jahrelange Recherche fließen. Doch es trägt zur Glaubwürdigkeit einer Handlung bei, wenn der Leser den Eindruck gewinnt, der Autor wusste, wovon er schrieb. Je näher eine Handlung an der Realität angesiedelt ist, desto wichtiger ist es, dass reale Fakten und Umstände berücksichtigt werden. Wie kann ich das umsetzen? Durch neugierige, manchmal dumme Fragen.
Stadt, Land, Fluss … Geschichte
Spielt die Handlung an existierenden Orten, sollten die grundlegenden Daten stimmen. Hamburg liegt fernab vom Hochgebirge, der Münchener Hafen ist allenfalls einigen Sportbooteignern bekannt. Wer anderes behauptet, mach sich unglaubwürdig und schadet der Handlung. Nur weil die Charaktere durch das real existierende Ausland reisen, dürfen die grundlegenden Fakten ignoriert werden. Leser entdecken die Fehler sofort und fühlen sich verschaukelt. Auch eine imaginäre Stadt, die ihren Platz auf der Karte eines realen Landes findet, sollte an den ihr zugewiesenen Ort passen.
Das Internet und ordinäre Landkarten helfen bei der Planung des Raums der Handlung. Der Handlungsraum kann sehr gut vor dem Beginn des Schreibens erforscht und dokumentiert werden. Die Sprache der Menschen kann eine Rolle spielen. Es gibt Sprachbeispiele von Dialekten und Akzenten im Internet und in Bibliotheken. Autoren, die ihr Manuskript planen, haben hier einen Vorteil.
Übrigens: Imaginäre Länder und Gesellschaften erhalten durch den Autor ihre Geografie und Geschichte. Eine Dokumentation der eigenen Entwürfe – mit Karte – hilft, Fehler zu vermeiden.
Die Falten ihres Rocks, der Blick über die Schulter
Manche Fragen entstehen erst während des Schreibens. Wie fällt ein langer Rock, wenn die Trägerin auf einem niedrigen Hocker sitzt? Wie viel sieht man, wenn man den Kopf nach hinten dreht? An welcher Stelle muss der Löffel auf der Seite des Fingers aufliegen, damit er im Gleichgewicht bleibt? Welche Biersorten kann man in Vietnam kaufen? Hier hilft nur Recherche. Es kann notwendig sein, auf Internetseiten in fremden Sprachen zurückzugreifen, stundenlang Fotos und Gemälde anzusehen oder ein Experiment durchzuführen.
Recherche auch in der Überarbeitung?
Bei der Überarbeitung des Manuskripts ist ein kritischer Blick notwendig. Nicht nur Rechtschreibung, Grammatik und Stil der Sprache stehen auf dem Prüfstand, auch die Handlung, ihr Aufbau und all die Details, die im Überschwang des Schreibens in den Text geraten sind. Das alles einer Lektorin zu überlassen macht das Lektorat unnötig aufwändig – und teuer.