Die Perspektive der fast-Menschen


fast-Menschen

Aliens, Autisten, Androiden — das sind nur einige Beispiele für fast-Menschen, für Charaktere, die menschlich sind oder große Ähnlichkeiten zu Menschen aufweisen, aber von ihrer menschlichen Umgebung als seltsam empfunden werden.  Ihre Perspektive findet sich selten in Büchern oder Filmen. Wenn doch eine Geschichte aus der Sicht eines solchen Charakters erzählt wird, ist die Reaktion oft Abwehr.

Was macht fast-Menschen in Büchern und Filmen aus?

Als fast-Menschen verstehe ich hier Menschen und Lebensformen, die von der Gesellschaft als seltsam und deshalb als nicht ganz dazugehörig betrachtet werden. Sebastian Moitzheim beschreibt aus seiner eigenen Erfahrung die Ähnlichkeiten zwischen einer Protagonistin, die als Künstliche Intelligenz in einer Familie eingesetzt wird, und sich selbst als Menschen im autistischen Spektrum. Bewegungen und Handlungen, die bei anderen automatisch ablaufen, müssen geplant werden, Aussagen anderer Personen werden immer als wahr und unwandelbar aufgefasst.  Harriet Sherwood berichtet über Autor*innen, die wegen ihrer angeblichen Empfindlichkeit ausgelacht wurden, Beziehungsprobleme haben und als unemotional und kalt beschrieben wurden.

In Star Trek. Die nächste Generation beginnt der Androide Data eine Beziehung mit dem Crew-Mitglied Jenna D’Sora. Er entwickelt für sie eine Subroutine in seiner Programmierung, um für die Anforderungen in einer Beziehung vorbereitet zu sein. Jenna trennt sich jedoch von ihm, weil sie befürchtet, dass er aus Mangel an eigenen Emotionen nicht auf sie eingehen kann.

Der Blick auf die angeblich Normalen

Die Perspektive der fast-Menschen eröffnet eine ungewohnte und oft kritische Sicht auf eine Gesellschaft, die bestimmt, was normal-menschlich ist und welche Verhaltensweisen und Eigenschaften als abweichend gelten. Damit legt die Gesellschaft auch fest, welche Eindrücke in einer Situation relevant sind und welche ausgefiltert werden sollen. Sie bestimmt auch, welche Leistungen erfüllt werden müssen — körperliche wie intellektuelle. Für Leser*innen kann das bedeuten, dass sie sich erstmalig mit Schwächen des gesellschaftlichen Systems und mit Benachteiligen auseinandersetzen müssen, beispielsweise wenn es um die Zuweisung zu Förderschulen, die Benotung von Leistungen und die Bewertung von Lebensstilen geht.

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