Versagen und Erfolg sind die beiden Seiten einer Münze. Aber so sauber getrennt sind Versagen und Erfolg im richtigen Leben nicht. Erfolg selbst hat so viel Seiten, dass er nur schwer zu beschreiben ist. Heißt erfolgreich sein auch beliebt sein? Ist Erfolg gleichbedeutend mit einem hohen Bekanntheitsgrad? Oder mit Kompetenz, Talent, Schönheit, Intelligenz? Und wie passt all das zu Autoren?
Glaubt man den Botschaften der Medien, ist Versagen um jeden Preis zu vermeiden. Glaubt man den Ratgebern, ist Erfolg gleichzusetzen mit Beliebtheit bei den Massen. Wer, aus welchen Gründen auch immer, diese Beliebtheit nicht erreichen und halten kann, hat versagt.
Auf der Internetseite des Guardian äußerten sich sieben Autoren zu Versagen, darunter Margaret Atwood und Julian Barnes. So unterschiedlich diese sieben Autoren sind, ihre Aussagen ähneln sich.
Welche Erkenntnisse über Versagen können Autoren aus den Überlegungen ihrer Kollegen gewinnen?
- Versagen und Erfolg gehören oft zusammen. Lob für eine Leistung, die man selbst als schlecht empfindet, schmerzt ebenso wie der Verriss eines ambitionierten Werkes.
- Versagen ist unausweichlich. Der Maßstab für Erfolg liegt hoch, und oft sind wir es selbst, die ihn zielsicher in einer Höhe angebracht haben, die wir nicht erreichen können.
- Wir können aus Versagen lernen. Oft müssen wir Irrwege gehen, um den richtigen Weg zu finden. Das ändert wenig daran, dass Versagen schmerzt.
- Wenn wir lernen, Versagen nicht länger als das Ende der Welt zu interpretieren, verlernen wir gleichzeitig, Erfolg als das Ziel aller Dinge zu sehen.
- Mit anderen Worten: Wenn wir lernen, den Dualismus Versagen/Erfolg aufzubrechen, lernen wir die Nuancen beider kennen.
- Autoren setzen sich intuitiv mit Versagen auseinander. Sie haben oft nach den Standards der Welt versagt, indem sie nicht die Schnellsten und Schönsten waren, und beschreiben das Versagen ihrer Protagonisten. Wer gut schreiben möchte, muss sich mit dem Versagen auseinandersetzen.