Gestern war der 17. Juni. An diesem Datum beging Deutschland bis zur Wiedervereinigung den Tag der Deutschen Einheit. Am 17. Juni 1953 kam es in der DDR zu einem Volksaufstand, der von sowjetischen Soldaten niedergeschlagen wurde. Insgesamt flohen aus der DDR (von der Staatsgründung bis zur Wiedervereinigung) mehr als 2,7 Millionen Menschen, mindestens 390 Menschen kamen bei der Flucht ums Leben. In zwei Tagen, am 20. Juni, ist der Weltflüchtlingstag. Dieser 2000 von den Vereinten Nationen ausgerufene Tag fällt in Deutschland mit dem seit 2015 begangene Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung zusammen. Hier finden Sie Statistiken zu Flüchtlingen in Deutschland.
Neben allem, was Menschen durch die Flucht verlieren, ist ihre Sprache als Werkzeug der Kommunikation mit den Menschen in ihrer Umgebung und mit Autoritäten. Ich verwende bewusst das Wort Werkzeug. Sprache hilft bei der Herstellung von Beziehungen, beim Ausdruck von Bedürfnissen und Gefühlen, beim Erklären von Situationen, bei der Suche nach Informationen und beim Erwerb von Wissen. Wenn die eigene Sprache von der Umgebung nicht verstanden wird, ist es gleichgültig, auf welchem Niveau ein Mensch diese Sprache beherrscht.
Flucht macht auch Autoren, dichter und Journalisten sprachlos.
Interessant finde ich die mit dem Ankommen in Deutschland (n. b. So hieß auch einmal ein Lehrwerk für Deutsch als Fremdsprache) verbundene Entwertung der englischen Sprachkenntnisse. Auf dem Weg nach Deutschland war Englisch noch ein wichtiges Werkzeug, vergleichbar dem Smartphone. In Deutschland wird Englisch gesprochen von einem „Flüchtling“ ebenso abgewertet wie die Herkunftssprache dieses Menschen, während Universitäten und Unternehmen bereit sind, Englisch als Hauptkommunikationsmedium zu akzeptieren.
Flucht entwertet Wissen und Sprachwissen.