Auf den ersten Blick erscheint Zweck nicht das richtige Wort. Versuchen wir es erst einmal mit Grund. Aus welchem Grund schreiben Sie? Warum?
Am Anfang des Weges zum Autor steht nicht das Schreiben, sondern das Lesen. Autoren lesen früh und viel und oft mit weit gefächertem Interesse. So entdecken sie Ideen, die sie begeistern oder erschrecken, faszinieren oder abstoßen. Dieses Lesen ist eine, wenn auch zunächst einseitige, Kommunikation mit den Autoren der Bücher.
Ideen wiederum haben ein hohes Potenzial. Sie wollen weitergetragen werden. Ideen sind auf Erneuerung und Veränderung ausgerichtet. Sie bringen Menschen dazu, Althergebrachtes zu hinterfragen. Das macht sie gefährlich oder nützlich, je nachdem, was Veränderung innerhalb einer Gesellschaft bedeutet. Wer von einer Idee erfasst wurde, möchte sie näher untersuchen und sich über die Idee austauschen. Austausch ist Kommunikation.
Kommunikation schafft Verbindungen. Menschen, die sich über Ideen austauschen, sind nicht länger isoliert. Sie sind verbunden, über die Idee und über die Sprache.
Was Autoren mit ihren Texten schaffen, sind Verbindungen zwischen Menschen. Auch wenn der Autor räumlich getrennt von seinen Lesern schreibt, verbindet er sich mit ihnen. Oft bemerken die Leser diese Verbindung nicht. Doch ein Autor tastet sie in Gedanken ab, spekuliert über sie, sammelt Anhaltspunkte und Informationen über sie. Die Leser ihrerseits saugen Ideen aus den Texten und besprechen sie mit anderen Lesern, vielleicht sogar mit dem Autor. Aus den gelesenen Ideen entstehen beim Leser neue Ideen. Neue Verbindungen wachsen daraus.
Was also ist der Zweck des Schreibens? Schreiben schafft Verbindungen zwischen Menschen. Es ermöglicht Kommunikation. Schreiben ist ein mächtiges Instrument, um Ideen und Werte zwischen Menschen zu transportieren.
Das sind Gedanken, die wir ruhig zulassen sollten, wenn wir nachts einsam am Schreibtisch sitzen und uns fragen, warum wir all das tun.