Menschen, keine Exoten

MenschenWenn wir uns in der Welt umsehen, stellen wir fest, dass es nicht nur blonde, blauäugige Menschen gibt. Unterschiede prägen das Bild und machen es interessant. Nicht einmal unter den vermeintlichen deutschen Muttersprachlern hören wir einen einheitlichen Sprachgebrauch. Tatsächlich wären bei manchen Dialekten Untertitel wünschenswert, doch die sind in der direkten Unterhaltung derzeit noch nicht erhältlich. Wie gehen wir mit Charakteren in unseren Büchern um, die keine deutschen Muttersprachler sind? Die Frage umfasst selbstverständlich mehr Facetten eines Charakters als die Sprache, doch die Sprache eines Charakters ist von besonderer Bedeutung. Wie wir die Sprache von Migranten wiedergeben, hat Einfluss darauf, ob Leser sie als Exoten oder als Menschen wahrnehmen.

Was charakterisiert Menschen?

In einer persönlichen Begegnung nehmen wir Menschen auf verschiedenen Ebenen wahr. Wir sehen auf ihren Körper, beachten ihre Kleidung, bewerten ihren Geruch und hören ihre Stimme und ihre Sprache. Diese und viele andere kleine Aspekte formen für uns ein Bild von unserem Gegenüber. Leser sind im Nachteil, wenn sie im Buch auf einen Charakter treffen. Sie können sich nur mittels der Informationen, die der Autor zur Verfügung stellt, ein Bild über den Charakter machen.

Wie gewinnen Leser eine Vorstellung über Charaktere?

Leser begegnen Charakteren immer durch den Filter, die Autoren benutzen. Autoren können alle Eigenheiten, die einen Charakter ausmachen, nur über Worte vermitteln.

Zum einen sind das die Worte, die den Charakter direkt beschreiben. Zum anderen sind es die Worte in der Sprache des Charakters. Stammt der Charakter aus einem anderen Sprach- oder Kulturbereich, sind Autoren dafür verantwortlich, dem Leser mehr als Stereotypen anzubieten, um den Charakter lebendig werden zu lassen.

Die Sprache von Menschen und Charakteren

Die Sprache der Charaktere liefert dem Leser Hinweise über ihre Haltung, ihren Bildungsstand, und ihre Herkunft. Bei Migranten ist die Gefahr der Stereotypisierung groß, wenn ihre Sprache als gebrochen dargestellt wird und dies ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Fehlerhaftigkeit geschieht. Wir müssen uns fragen, was Sprache und Sprachbenutzung von Migranten ausmacht.

Dabei kommen wir unweigerlich zum Verhältnis von Deutsch und der Muttersprache. Jede dieser Sprachen hat eigene Vewendungsbereiche, dazu gibt es Bereiche, in denen eine der Sprachen ihre Funktion nicht erfüllen kann.

Über die Wiedergabe eines Akzents oder fehlerhafter Strukturen hinaus sollten wir ein Augenmerk auf bestimmte Kommuniationssituationen legen. Beispielsweise gehört Sprachmischung zu einer häufigen Strategie. Mit bestimmten Personen ist Sprachmischung akzeptabel, mit anderen weniger oder gar nicht. Wann und wie ein Charakter Sprachen mischt, sagt viel über ihn aus. Auch Wörter oder Sätze in der Sprache des Charakters können Verwendung finden. Oft ist es nicht nötig, diese Sequenzen zu übersetzen. Sie können in eine Handlung eingebettet sein und so verständlich werden. Oder ein anderer Charakter reagiert auf Deutsch und erhellt so die Bedeutung.

 

 

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