Kritik anzuhören, ist schon schwer genug. Doch mit dem Anhören allein ist es nicht getan. Ein Autor muss entscheiden, ob die Kritik berechtigt ist und, falls sie das ist, ist es notwendig zu überlegen, wie er in Bezug auf den Kritiker reagieren und auf welche Weise er das Beanstandete ändern kann.
Kritik: Nicht nur negativ, auch weiterführend
Zunächst muss sich ein Autor jedes Mal bewusst machen, dass Kritik nicht nur negativ ist. Kritik kann helfen, einen Charakter, eine Szene, einen ganzen Text weiterzuentwickeln. Diese weiterführende, konstruktive Kritik tut zwar auch manchmal weh, aber sie zeigt neue Wege auf. Dagegen ist die pauschale Abwertung negativ. Es ist nicht immer erkennbar, ob sie dadurch entsteht, dass der Text einfach nicht zum Kritiker passt, ob es in dem Text etwas gibt, dass den Wertvorstellungen des Kritikers entgegensteht oder ob der Kritiker meint, er müsse etwas Negatives sagen, weil für ihn Kritik immer negativ ist.
Im Falle einer pauschalen Abwertung, gleichgültig von wem sie kommt und welchen Status der Kritiker hat, gilt es, Distanz einzunehmen und, zumindest zunächst nichts zu sagen. Pauschale Kritik verletzt, und die meisten Menschen reagieren spontan mit einer Bemerkung, die ihrerseits auf Verletzung abzielt. Damit begibt man sich auf die Ebene des pauschalen Kritikers. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Auseinandersetzung, mit der niemand gedient ist, am wenigsten dem Autor.
Bezieht sich die Kritik jedoch auf einen konkreten Aspekt des Texts, ist es Sache des Autors zu klären, ob sie berechtigt ist.
Berechtigte oder unberechtigte Kritik?
Macht sich ein Kritiker die Mühe, einen konkreten Aspekt anzusprechen, ist das immer noch unangenehm, zugleich ist es viel einfacher, damit umzugehen.
Als ersten Schritt sollte ein Autor klären, ob die Kritik berechtigt ist. Geht es um Rechtschreibung, Grammatik oder Zeichensetzung oder sachliche Fehler, ist das schnell geklärt und vor allem schnell verbessert.
Schwieriger ist es, wenn die Kritik an der Handlung, an den Charakteren oder an einer Szene ansetzt. Wenn möglich, sollte der Autor das Gespräch mit dem Kritiker suchen und herausfinden, was genau problematisch oder unglaubwürdig erscheint. Liegt es an anderer, vielleicht fehlender Erfahrung des Kritikers mit dem Inhalt der Szene? Das kann an der Lebenserfahrung des Kritikers liegen, aber auch an einem Wissensvorsprung des Autors durch Recherche. In so einem Fall kann ein Autor überlegen, ob die Szene anders angelegt werden könnte oder ob, vielleicht im Vorfeld, zusätzliche Erklärungen notwendig sind.
Autoren müssen sich jedoch immer vor Augen führen, dass sie nicht jedem Leser entgegenkommen können. Nicht alle Menschen verfügen über die gleichen Erfahrungen und das gleiche Vorwissen, und im Rahmen eines Romans können nicht alle Leser auf den gleichen Erfahrungsstand gebracht werden. Zudem teilen nicht alle Leser die gleichen Vorlieben bei der Sprache, beim Satzbau, bei der Thematik.
Manchmal muss sich ein Autor entscheiden, dass er trotz berechtigter Kritik keine Änderungen vornehmen wird. Wenn er überzeugt ist, dass seine Darstellung die richtige ist, müssen Leser damit leben. Der Autor muss aber auch mit der Kritik leben. Doch das muss er sowieso.