Wenn Sie in der Schule Dialoge schrieben, forderten Ihre Lehrer*innen Sie vielleicht auf, nicht immer das Verb sagen zu schreiben. Stattdessen sollten Sie die Verben zwischen den Dialogteilen zu variieren. So wurden Sie erfinderisch und verwendeten krächzen, ächzen, jammern, kreischen etc. Früher konnte man öfters Bücher finden, in denen sich die Charaktere tatsächlich so unterhielten. Heute ist das unüblich geworden. Sagen ist das Verb der Wahl.
Das Verb Sagen – Ein unauffälliges Verb
Ihre Lehrer*innen wollten Ihnen beibringen, abwechslungsreich zu schreiben. Natürlich sollen Sie das heute auch noch. Doch in Dialogen stehen nicht Sie und Ihr Wortschatz im Mittelpunkt des Interesses, sondern die Charaktere und – wenn auch am Rande – die Leser*innen.
„Es ist nicht meine Schuld“, stammelte Elmar nervös. Gunda lachte spitz auf. „Nicht deine Schuld?“, äffte sie in hämisch nach. „Wer wenn nicht du, hat uns in diese Lage gebracht? Ohne dich“, erinnerte sie ihn bitter, „wäre ich niemals in dieses Hotel gekommen.“
Elmar und Gunda haben einen Konflikt. Leser*innen wollen der Auseinandersetzung folgen. Die Einschübe lenken von den Aussagen ab. Gleichzeitig geben sie vor, wie die Leser*innen sich das Gespräch vorzustellen haben.
Das Verb sagen mag langweilig erscheinen. Dafür drängt es sich nicht in den Vordergrund und lässt den Leser*innen die Freiheit, sich Tonfall und Lautstärke selbst vorzustellen.
Elmar rieb nervös die feuchten Hände. „Es ist nicht meine Schuld“, sagte er. Gunda lachte auf. „Nicht deine Schuld? Wer wenn nicht du, hat uns in diese Lage gebracht? Ohne dich wäre ich niemals in dieses Hotel gekommen.“
Sogar auf das Verb sagen können Sie verzichten, wenn Sie sich ganz aus der Auseinandersetzung heraushalten möchten. Ihre Leser*innen sind dann viel mehr gefordert.
„Es ist nicht meine Schuld.“ „Nicht deine Schuld? Wer wenn nicht du, hat uns in diese Lage gebracht? Ohne dich wäre ich niemals in dieses Hotel gekommen.“
Nicht sagen, sondern handeln
Wenn Sie sich ganz aus den Dialogen Ihrer Charaktere heraushalten, benötigen Ihre Leser*innen trotzdem Hinweise auf die Gefühle der Charaktere, die sich hinter den Worten verbergen. Diese Hinweise sind umso wichtiger, je mehr sich ein Charakter zurücknimmt. Lassen Sie die Körper Ihrer Charaktere sprechen.
Elmar ballte die Fäuste. „Es ist nicht meine Schuld.“ Gunda biss sich auf die Lippe. „Nicht deine Schuld? Wer wenn nicht du, hat uns in diese Lage gebracht?“ Sie verbarg das Gesicht in den Händen. „Ohne dich wäre ich niemals in dieses Hotel gekommen.“
Für Leser*innen ist es wichtig, die Charaktere gut zu kennen und sie unterscheiden zu können. Geben Sie daher jedem Charakter Besonderheiten in Sprache und Verhalten, die sich immer wieder finden und Leser*innen eine Orientierung bieten.
Überarbeiten Sie die Dialoge besonders sorgfältig. Es bietet sich eher an, Absätze zu streichen als sie zu ergänzen.