„Schlechte“ Bücher genießen

schlechte Bücher

Schlechte Bücher, also Bücher, die schlecht geschrieben sind, sind gut für Sie. Sie können viel von diesen Büchern lernen, und das nicht nur als Autor*in. Aber was verstehen wir unter einem schlechten Buch im Unterschied zu einem Buch, das uns nicht gefällt?

Schlechte Bücher und ungeliebte Bücher

Wir mussten und müssen immer wieder Bücher lesen, die wir nicht mögen. Denken Sie nur an Lektüren in der Schule. Wie viele von denen mochten Sie damals (schon)? Diese Lektüren wurden aber nicht ausgewählt, um Jugendliche zu quälen. Stattdessen sollten Sie durch das Lesen des Buches etwas lernen. Wahrscheinlich würden Sie viele dieser Lektüren heute mit mehr Wohlwollen oder sogar mit Begeisterung lesen, einfach, weil Sie in der Zwischenzeit mehr Erfahrungen (im Leben und mit Lektüre) gesammelt haben.

Solche Bücher sind die ungeliebten Bücher, die meistens nichts dafür können, dass ihre Leser*innen sie nicht mögen. Aber es gibt auch die schlechten Bücher, die in sich den Grund tragen, warum (kritische) Leser*innen sie nicht mögen.

Die Gründe für dieses Nicht-mögen liegen teilweise in der Thematik. In diesem Fall kann sich die Einschätzung im Laufe der Zeit ändern. Oft sind es jedoch Probleme in der Struktur und der Nachvollziehbarkeit, die Leser*innen stören.

Darum ist ein schlechtes Buch gut für Sie

Wenn Sie ein schlechtes Buch lesen, erleben Sie unterschiedlich starke negative Emotionen: Langeweile, Verwirrung oder Ärger. Vielleicht möchten Sie das Buch quer durch den Raum werfen (Machen Sie das nicht mit einem E-Reader), denn Sie wissen es besser. Sie erkennen die strukturellen Mängel, Sie können nicht über logische Fehler hinwegsehen. Sogar die unpassende Sprache (oder doch eine miserable Übersetzung?) bringt Sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.

Das ist gut für Sie als Autor*in. Während Sie sich nur mit Mühe zurückhalten können, arbeitet es in Ihrem Kopf. Da ändern Sie die Struktur, beheben Logikfehler, passen die Wortwahl den Charakteren an – und trainieren Ihre Fertigkeiten als Autor*in.

Selbstverständlich möchten Sie Ihre Erkenntnisse über dieses schlechte Buch der Welt mitteilen. Sie möchten eine Rezension schreiben, die das Buch regelrecht zerfetzt, und nebenbei drängt es Sie, den Verlag und das Lektorat zu maßregeln und Vermutungen über die Kompetenz (und den Charakter) des Autors oder der Autorin zu äußern. Aber das tun Sie nicht. Denn Sie nehmen das schlechte Buch als Übung für Ihren Takt. Falls Sie wirklich eine Rezension schreiben, bleiben Sie sachlich, beschränken sich auf wenige Fakten und äußern sich überhaupt nicht zur Person von Autor oder Autorin. Sie sind eben ein Profi.

Letztlich ist ein Buch, über das Sie sich geärgert haben, immer auch ein Grund, eine Antwort darauf zu schreiben. Sie können es schließlich besser machen. Sie machen die erkannten Fehler nicht, davon sind Sie zumindest überzeugt. Schlechte Bücher sind für Sie also auch Inspiration, ein gutes Buch zuschreiben.

 

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