Sollen Autoren bloggen? Inzwischen ist das eine alte Frage, doch sie kommt immer wieder auf. Auch die Gründe für die Frage und die Vorbehalte gegen das Bloggen wiederholen sich. Deshalb möchte ich mich hier mit dem Aspekt der Zeit befassen. Zeit ist knapp, sogar, oder auch besonders, wenn wir in einem Lockdown stecken. Warum sollten ich und du kostbare Zeit in einen Blog investieren?
Autoren bloggen in ihrer kostbaren Zeit
Nur wenige von uns können behaupten, dass sie genügend Zeit zum Schreiben haben. Die meisten anderen jonglieren ihr Schreiben mit einem Brotjob, der Familie, einem Hobby, dem Marketing und noch mindestens zehn anderen Aktivitäten. Kein Wunder, dass jede Beschäftigung, die weitere Minuten verschlingt, beargwöhnt wird.
Wer sich zum Bloggen entscheidet, sollte sich klarmachen, dass der Anfang tatsächlich zeitaufwändig ist. Aber das ist keine wirklich neue Erkenntnis. Überlegenswert ist jedoch der erzieherische und der befreiende Effekt eines Blogs. Wenn sich erste Leser*innen einstellen, entsteht der Wunsch, diesen Leser*innen etwas zu bieten. Sie sollen ja wiederkommen, unsere Blogposts lesen, die Seiten über unsere Bücher ansehen, in den Leseproben stöbern – und am Ende ein Buch kaufen, begeistert sein und das Buch weiterempfehlen. Also müssen wir uns regelmäßig hinsetzen, für den Blog schreiben und neue Seiten planen.
Wenn wir einen Blogpost schreiben, schreiben wir. Das klingt vielleicht banal, aber in Zeiten, in denen es mit dem Manuskript nicht vorangeht, kann der Blog helfen, überhaupt zu schreiben. Im Blog schreiben wir anders als in unseren Büchern, daher kann dieses Schreiben eine Befreiung sein, wenn im Manuskript kein Satz auf den ersten folgen will und die Ideen ausbleiben.
Außerdem kann das Schreiben im Blog als Aufwärmtraining gesehen werden. Erst schreiben wir 300 Wörter über das neue Amazon Author Central, das das alte Programm ersetzt hat, dann wechseln wir in das Manuskript und tippen 1000 Wörter, ehe wir die Spülmaschine ausräumen. Die halbe Stunde für den Blog war in diesem Fall keine verschwendete Zeit, sondern gut genutzte Zeit. Hätten wir wirklich am Manuskript gearbeitet, wenn wir nicht gebloggt hätten?
Soziale Medien – die anderen Zeitfresser
Natürlich benötigt der Blog Zeit. Doch einen Blog zu pflegen, verlangt weniger Zeit als Facebook, Instagram oder Twitter. Dort steht der Austausch im Vordergrund, und angenehme Gespräche bricht man ungern ab. So vergehen Viertelstunden, ehe wir uns überwinden, das Manuskript zu öffnen. Der Kopf kreist mit all den Eindrücken, die wir bekommen haben, die Scherze hallen nach, und auch so mancher Streit.
Auch wenn soziale Medien gute Orte sind, mit Leser*innen und anderen Autor*innen in Austausch zu treten, bieten sie viel Ablenkung, die dem Schreiben nicht förderlich ist. Ein Blog ist dagegen ein ruhiger Ort.
Warum ein Blog auch noch nützlich ist …
Vorausgesetzt, der Blog ist selbst gehostet, ist ein Blog ein eigenes kleines Stückchen Internet. Wir entscheiden selbst, wie wir dieses Stückchen nutzen, wie es aussieht, und welche Informationen wir den Leser*innen zur Verfügung stellen. Wir entscheiden auch über die Formen des Austauschs mit den Besucher*innen. Wichtig ist, dass unsere Inhalte immer präsent sind.
Darin besteht der große Unterschied zu sozialen Medien. Dort verlassen viele Nutzer*innen ihre Timeline nicht. Sie sehen die neusten Meldungen, nach wenigen Minuten diese Informationen alt und aus dem Blickfeld verschwunden. Selbst wenn sich jemand an unseren Post erinnert, wird sich diese Person selten die Mühe machen, danach zu suchen. Aber sie könnte auf die Idee kommen, in unserem Blog nachzusehen …
Übrigens haben wir den Datenschutz unserer Leser*innen im Blog besser unter Kontrolle als in einem sozialen Netzwerk, an dessen Regeln wir gebunden sind und das uns vorschreibt, was wir an welcher Stelle schreiben.