Dialoge und echte Gespräche

Dialoge und echte Gespräche

Dialoge können Leser*innen unterhalten und einen Text auflockern. Dabei sollten Sie den fundamentalen Unterschied zwischen Dialogen und echten Gesprächen nicht vergessen. Dialoge im Buch sind für die Leser*innen, echte Gespräche sind für die Sprechenden. Das hat Folgen für die Gestaltung eines Dialogs.

Dialoge und echte Gespräche – Von Information und Sinnsuche

Sie verwenden Dialoge in Ihrem Roman, um einerseits diskret Sachinformationen zu vermitteln (Rainer wurde mit einem blutigen Messer gesehen, Irina hat den neuen Kollegen angeschrien) und andererseits die beteiligten Charaktere unverwechselbar zu machen. Im Gegensatz zu einem echten Gespräch ist ein Dialog durchkomponiert. Das hat Folgen für das Schreiben.

Im richtigen Leben denken viele Menschen erst, wenn sie bereits angefangen haben zu reden. Ein Gespräch besteht daher aus abgebrochenen Sätzen, Wiederholungen, Ähs und Ohs und Unterbrechungen. Ein Dialog sollte auf den Punkt sein. Einfache, klare Sätze folgen wie bei einem Tischtennisspiel aufeinander. Komplexe Informationen sollten Sie lieber auf mehrere Gesprächsbeiträge verteilen.

Gehen Sie sparsam mit Unterbrechungen des Dialogs durch Einschübe wie rief sie aus, brüllte sie, schnauzte er um. Meistens genügt das Verb sagen und eine Anpassung des Redebeitrags. Jemand, der schnauzt verwendet andere Wörter und Syntax als jemand, der schmeichelt.

Unverwechselbarkeit und Stereotype

Dialoge und echte Gespräche unterscheiden sich auch dadurch, dass an einem echten Gespräch außer dem Hören noch andere Sinne beteiligt sind. Daher ist es wichtig, den Charakteren durch ihre Sprache Unverwechselbarkeit zu geben. Aber nicht jeder Charakter muss unverwechselbar sein. Ein Kellner, der nur auftritt, um das peinliche Schweigen zwischen zwei Menschen im Restaurant zu unterbrechen, wird an keiner weiteren Stelle im Buch auftauchen, sollte daher unauffällig bleiben.

Lokalkolorit trägt zur Unverwechselbarkeit bei. Dialekte und Akzente können daher einen Charakter von anderen unterscheiden. Doch die Verwendung von Dialekten und Akzenten birgt zwei große Gefahren. Die eine ist die Verständlichkeit. Wenn die Leser*innen nicht verstehen, was ein Charakter sagt, verlieren sie das Interesse. Besser ist es, ausgewählte Ausdrücke zu verwenden und gegebenenfalls einmal auf Hochdeutsch zu erläutern. Die andere Gefahr ist das Lächerlichmachen – der Schreibenden und der Charaktere. Wer einen Dialekt nicht beherrscht, macht Fehler und diskreditiert sich in den Augen derjenigen, die den Dialekt sprechen. Dialekte und Akzente können einen Charakter auch stereotyp darstellen und damit das Gegenteil von Unverwechselbarkeit erreichen.

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