In der englischen Sprache gibt es einen Spruch, den auch deutsche Verleger und Buchvermarkter gerne im Munde führen: Don’t judge a book by its cover (Beurteile ein Buch nicht nach dem Umschlag) – nur um im nächsten Moment zu betonen, dass Leser das gerade doch tun. Wer ehrlich ist, weiß, dass wir alle zumindest nicht gänzlich unbeeinflusst bleiben, wenn wir ein Cover ansehen. Was leistet ein Cover wirklich für ein Buch?
Die Entscheidung für oder gegen eine weitere Auseinandersetzung mit dem Buch ist kurz. Neben Modetrends in der Covergestaltung verlangen Leser der verschiedenen Genres eindeutige Reize, damit sie erkennen können, ob das Buch in die Kategorie Krimi, Liebesroman, Science Fiction usw. gehört. Erschwert wird die Präsentation in Online-Shops, wo die erste kurze Begegnung mit dem Cover dem Auge des Lesers ein winziges Bild in der Trefferliste präsentiert. Details gehen verloren, Schrift wird unlesbar. Autoren und Verlage gehen auf diese Anforderungen ein, schließlich wollen sie Bücher verkaufen.
Was bedeutet diese Anpassung an die Kaufgewohnheiten und den Geschmack der Massen für Leser?
Lesern präsentiert sich eine zunehmend einheitliche Landschaft von Covern. Sie lassen sich leicht den verschiedenen Genres zuordnen. Als Beispiel lassen sich die Cover der Fifty Shades of Grey-Reihe anführen. Selbst in den Buchabteilungen ländlicher Kaufhäuser präsentieren sich Verlagstitel, die vom Inhalt und vom besonders vom Cover her diesen Büchern entsprechen. Nicht nur große Verlage folgten in der Hoffnung auf Verkäufe diesem Trend, sogar jetzt noch posten Self-publisher Erotik-Bücher mit solchen Covern, obwohl der Trend inzwischen vorbei sein sollte.
Leser sehen sich einem Angebot relativ ähnlicher, relativ gleichwertiger Cover gegenüber. Das birgt die Gefahr der Täuschung und Enttäuschung, wenn das Cover Erwartungen weckt, die der Text nicht halten kann oder gar nicht halten wollte.
Während Leser sich ermahnen sollten, Cover kritischer zu sehen – ihrer Wirkung entziehen können sie sich nicht, sollten Autoren darauf achten, dass sie keinem Trend in der Covergestaltung folgen, wenn der Inhalt ihres Buches nicht dazu passt.