Der Titel des Posts mag eine Selbstverständlichkeit ausdrücken, doch gleichzeitig wirft er Fragen auf. Was sind eigentlich realistische Details? Wozu brauche ich oder die Leser*innen sie? Ändert sich die Recherche je nach Zweck der Details? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den realistischen Details und dem Thema meiner Geschichte? Unendlich viele weitere Fragen drängen sich auf, aber mit diesen möchte ich mich hier auseinandersetzen.
Was sind realistische Details?
Die Frage klingt einfach, doch die Antwort ist wie so oft komplizierter. Je nach Genre unterscheiden sich die realistischen Details. In einem historischen Roman sollen die Details ein Bild der Vergangenheit, wie sie war, parallel zu der Vergangenheit, wie sie im Buch beschrieben ist, vermitteln. Das können Beschreibungen von Städten sein, insbesondere wenn durch Naturkatastrophen, Kriege oder bauliche Veränderungen die Ansicht der Stadt heute völlig anders ist. Aber auch Kleidung, Speisen, Verkehrsmittel, technische Geräte, aktuelle Themen in der Philosophie oder Kunst gehören dazu.
Realistische Details müssen nicht zwangsläufig Details von existierenden Gegenständen oder Orten sein. Wenn es notwendig ist, für ein Buch eine Maschine zu erfinden, ist es für Leser*innen interessant, mehr über die Maschine zu erfahren.
Wozu brauchen Autor*innen und Leser*innen realistische Details?
Die Frage ist aus meiner Sicht leichter für die Leser*innen zu beantworten. Realistische Details vermitteln das Gefühl zu verstehen, was im Text beschrieben wird. Zu viele realistische Details an einem Ort lähmen den Text zwar, doch verteilt über den gesamten Text und gezielt platziert, machen Details einen Text interessanter.
Für Autor*innen haben Details hauptsächlich zwei Funktionen. Zum einen geben sie inhaltliche Anhaltspunkte, die ein Abschweifen in das Unmögliche oder Unrealistische verhindern. Zum anderen sind sie etwas wie ein Joker, den Autor*innen zwar eigentlich für ihre Leser*innen bereithalten, an dem sie sich aber auch erfreuen können. Spaß beim Schreiben motiviert schließlich ungemein.
Ändert sich die Recherche je nach Zweck der Details?
Möchten Autor*innen die Details als eine Form der Dekoration verwenden, geht es bei der Recherche mehr darum, sinnlich wahrnehmbare Eigenschaften herauszufinden. Wie roch eine Stadt in der Renaissance? Wie kommen die Passagiere in eine Kutsche?
Je mehr das realistische Detail mit der Handlung verwoben ist, desto stärker treten andere Fragen in den Vordergrund. Wer konnte sich im frühen 19. Jahrhundert das Trinken von Milch leisten? Wo kauften Stadtbewohner Milch und wie wurde sie abgefüllt? Wie wurde Milch aufbewahrt? Welche Folgen hatte all dies für die Gesundheit der Bevölkerung und damit für die Protagonisten, die sich Milch leisten konnten und außerdem glaubten, Milch könne nicht schlecht werden? Welche Krankheiten wurden durch Milch übertragen? Wusste man das? Und wie weit war das Wissen verbreitet? Hätte jemand versuchen können, einen Miterben durch mit Tuberkulosebakterien versetzte Milch auszuschalten?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den realistischen Details und dem Thema meiner Geschichte?
Der vorherige Punkt griff diese Frage in Ansätzen bereits auf. Je nachdem was für einen Text ich schreibe, haben Details eine andere Bedeutung. Das kann so weit gehen, dass ein Detail wie ein defekter Heizkessel im Keller eine ähnlich hohes Gefahrenpotential wie politische Unzufriedenheit darstellt. Während im Keller eines Hauses im Heizkessel der Druck steigt und damit die Explosionsgefahr zunimmt, kann auf der Straße vor dem Haus der Unmut von Demonstranten zunehmen und eine andere Art der Explosion drohen.