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Drei Köpfe Beim Planen, Schreiben und Überarbeiten

drei Köpfe

Zwei Köpfe sind besser als einer, heißt ein Sprichwort, aber Autor*innen brauchen drei Köpfe. Das liegt daran, dass Autor*innen zwei verschiedene kreative Köpfe benötigen, um einen Text zu planen und zu schreiben. Der dritte Kopf ist für die Überarbeitung zuständig und braucht andere Eigenschaften als seine beiden Kollegen. Sehen wir uns die drei Köpfe und ihre Aufgaben einmal genauer an.

Drei Köpfe: Kopf 1 – Planen und Plotten

Der erste Kopf, den sich Autor*innen aufschrauben müssen, ist der für das Planen eines Texts. Selbst Autoren, die sich am liebsten vor eine Tastatur setzen und die Worte aus sich herausfließen lassen, haben eine Planungsphase, nur sieht die bei ihnen anders aus als die der hartgesottenen Planer. In der Planung geht es grob gesagt darum, die Geschichte mehr oder weniger vollständig linear zu entwickeln, die Charaktere zu entwerfen und sie mit Eigenschaft zu versehen.

Der erste der drei Köpfe hat eine Perspektive in die Weite der Geschichte. Er sieht Ursachen und Motivationen, Abläufe in zeitlicher Reihenfolge, Spannungsbögen. Außerdem setzt der erste Kopf die Wegweiser für den zweiten Kopf, damit der sich in seinem Enthusiasmus nicht völlig von der ursprünglichen Geschichte entfernt. Der erste der drei Köpfe hält nicht viel von Perfektion. Er möchte die Geschichte voranbringen, sie entstehen lassen. Wenn die Geschichte existiert, ist Kopf 2 an der Reihe.

Drei Köpfe: Kopf 2 – Die Geschichte mit Leben füllen

Der zweite der drei Köpfe möchte die vorgegebenen Linien von Kopf 1 mit Leben füllen. Kopf 2 ist zuständig für Perspektive, Stimme und Emotion. Er begibt sich in die einzelnen Szenen und führt die Charaktere durch ihre Einsätze. Er legt in Worte in den Mund und lässt sie sich bewegen. Kopf 2 möchte ihnen viel Freiheit geben, damit sie die ganze Fülle an Erfahrung, Wunsch und Spannung in die Szenen einbringen können. Wenn Kopf 2 sich durchsetzt, schwillt das Manuskript an und nimmt an Komplexität zu.

Kopf 2 bricht gerne die Vorgaben von Kopf 1, doch dieser Kopf hat seine Arbeit getan und sollte sich jetzt nicht mehr einmischen. Kopf 2 gerät sonst durcheinander, zwingt sich in die Vorgaben und unterdrückt seine kreativen Impulse. Doch es ist Aufgabe von Kopf 3, den Wildwuchs an Ideen zurückzuschneiden.

Drei Köpfe: Kopf 3 – Der Textbändiger

Kopf 3 ist ein sachlicher Typ. Kreativität und Fantasie sind ihm ein Gräuel. Ihm geht es um Struktur und Form. Kopf 3 liest das Manuskript und streicht die Längen heraus. Er achtet auf Zusammenhänge und Übergänge, auf Verständlichkeit und Logik. Wenn Kopf 3 mit der äußeren Form des Texts zufrieden ist, wendet er sich den Wörtern Sätzen zu und feilt und schleift, bis ein harmonisches Ganzes daraus entstanden ist.

Nachdem der dritte der drei Köpfe mit dem Text abgeschlossen hat, kann niemand mehr erkennen, dass sich Kopf 2 mit dem Stress des angeschlossenen Körpers auseinandersetzen musste. Die Szenen von Montagmorgen lesen sich genauso wie die Szenen von Samstagnachmittag. Die Auswirkungen einer Grippe sind herausgestrichen, ebenso wie die Aggression gegen die laute Musik aus der Nachbarwohnung.

Autor*innen haben die Verantwortung, ihre drei Köpfe sorgsam voneinander zu trennen. So sollte Kopf 3 erst nach ein paar Wochen mit seiner Arbeit beginnen, wenn Kopf 2 bereits mit einem neuen Projekt beschäftigt ist. Während Kopf 1 und 2 arbeiten, gehört Kopf 3 in eine ruhige Kammer mit ein paar Wörterbüchern zur Unterhaltung. Andernfalls mischt er sich ein und behindert die Entwicklung des Texts.

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