Namen der Protagonisten – Schall und Rauch?

 Namen spielen für Autoren wie für „normale“ Menschen eine große Rolle. „Normale“ wählen sie für ihre Kinder, Autoren für ihre Protagonisten .

Wissen diese Leute eigentlich, was sie da tun?

Namen sind Menschen wichtig. Das zeigt schon die große Anzahl an Foren, die uns Vornamen nach Geschlecht, Sprache, Herkunftsland, Bedeutung, in Grundformen und Nebenformen vorstellen. Eltern wenden oft viel Zeit auf, einen Namen für ihr Kind auszuwählen.

Wieso sollen Namen bei diesem großen Maß an Beachtung Schall und Rauch sein?

Timothy Grove - Fotolia.com

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Die Gleichsetzung von Bezeichnungen mit Schall und Rauch stammt aus Goethes Faust I, als in Marthens Garten Faust Margarethes Frage nach seiner Haltung zur Religion (Gretchenfrage) ausweichend beantwortet und nicht benennen will.

Heutzutage verstehen wir darunter etwas Unbedeutendes, zur Verständigung nur im Augenblick Notwendiges.

Irren all die Eltern, die so viel Zeit für die Namensfindung aufbringen? Sie möchten ihrem Kind etwas Einzigartiges geben, geben sie ihm sozusagen Nichts?

Die Süddeutsche Zeitung berichtet von einer Studie, in der Grundschullehrer Aussagen zu Vornamen machen sollten. Das Ergebnis erregte Aufsehen und Unmut, stempelten doch Lehrer die Jacquelines und Kevins als verhaltensauffällig qua Name ab. Auf der Kölner Stunksitzung 2010 gab es zur Melodie von Rocco Granatas „Marina, Marina, Marina“ einen Beitrag, der die Ergebnisse zum Namensproblem zur Begeisterung des Publikums umsetzte.

Geben Eltern ihren Kindern vielleicht gar ein Problem mit auf den Lebensweg?

Wie benennen Autoren ihre Protagonisten?

Vornamen von Protagonisten sollen oft etwas ausdrücken, die Person charakterisieren oder einordnen, ohne dass dies in Form einer Beschreibung geschieht. Dabei greift der Autor auf kulturelles Wissen zurück, dass er mit den Lesern teilt. So können Namen oft einer bestimmten Epoche oder Dekade zugeordnet werden, was sofort Rückschlüsse auf Erfahrungen und Haltungen erlaubt oder zu erlauben scheint. Auch eine regionale Zuordnung ist anhand von Vornamen möglich. Beispielsweise spielen alle meine Bücher in Norddeutschland. Dort geborene Charaktere erhalten norddeutsche Namen, etwa Christa Hemmen, Andy Vosgerau, Gert Tamminga (Im stillen Tal, Sandras Schatten). Dagegen trägt Clara Prüm aus Die Legendenweberin einen für die Eifel typischen Familiennamen.

Namen haben in der Literatur oft symbolische Bedeutung. Emily Brontë lässt in Wuthering Heights Mutter und Tochter mit drei Namen auftreten: Catherine Earnshaw vor der Ehe, Catherine Linton als Ehefrau, aber ihre Tochter vor der Ehe, Catherine Heathcliff, die Tochter als Ehefrau, aber in Heathcliffs Träumen ist es der Name der älteren Catherine als seine Ehefrau. (Eine schöne deutschsprachige Übersicht über die Brontës findet sich hier.)

Terry Pratchett spielt in Lords and Ladies mit den puritanischen virtue names (Tugend-Namen). Die Familie Carter nennt ihre Töchter Hope (Hoffnung) Chastity (Keuschheit), Prudence (Vorsicht) und Charity (Nächstenliebe), alles traditionelle virtue names, die Söhne aber aufgrund einer Fehlinterpretation dieses Brauchs Bestiality (Grausamkeit), Anger (Ärger), Jelousy (Eifersucht) und Covetousness (Habgier).

Auch J. K. Rowling vergibt in den Harry Potter-Bänden zahlreiche Namen voller Anspielungen.

Fallen Ihnen die ausgewählten Namen von Charakteren auf? Ergründen Sie mögliche Bedeutungen oder ziehen Sie es vor

 

 

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