Auch ein Buch steht für Respekt und Kommunikation. Autor*innen erzählen den Leser*innen eine Geschichte, aber anders als in direktem Kontakt mit den Leser*innen verwenden sie geschriebene Sprachen. Die Leser*innen können die geschriebene Sprache lesen und haben nun eine Geschichte in ihrem Kopf, allerdings mit den Stimmen, die sie den Wörtern zuordnen. Dass Kommunikation über geschriebene Sprache möglich ist, ist faszinierend und beruht auf zwei Fähigkeiten: Auf der Fähigkeit der Autor*innen, ihre Ideen niederzuschreiben, und auf der Fähigkeit der Leser*innen, diese Ideen zu lesen. Dieser zweiseitige Prozess ist komplex. Es ist daher nur höflich, auch an die Leser*innen zu denken und es ihnen nicht unnötig schwerzumachen.
Respekt – Es den Leser*innen leicht machen
Leicht heißt hier nicht, die Leser*innen zu unterfordern. Es geht darum, den Text und seinen Inhalt für die wahrscheinlichsten Leser*innen zu gestalten. Wenn eine Sechsjährige das philosophische Buch ihrer studierenden Schwester in die Hände bekommt, wird sie kaum einen Satz verstehen, weil er zu schwierig ist: vom Inhalt wie von der Sprache. Wenn der Philosophieprofessor seinem Sohn eine Gutenachtgeschichte vorliest, langweilt er sich, weil die Sprache zu simpel und die Geschichte für ihn vorhersehbar ist.
Es den Leser*innen leicht zu machen bedeutet, ihnen keine ungewollten Mehrdeutigkeiten, keine inhaltlichen Fehler und keine Schreibfehler zu präsentieren.
Respekt – Der richtige Zeitpunkt
Nun stellt sich die Frage, wann die Bedürfnisse der Leser*innen beim Erstellen eines Textes berücksichtigt werden sollten. Selbstverständlich sollten Autor*innen sich vor Beginn der Planung darüber klar werden, für wen sie schreiben. Doch danach geht es zunächst um die Kreativität. Die Geschichte möchte so spannend und emotional wie möglich und nötig erzählt werden, und Autor*innen bedienen sich der Sprache und der Strukturen, die das ermöglichen. Doch wenn die Phase des Schreibens abgeschlossen ist, kommen die Leser*innen und deren Bedürfnisse wieder ins Spiel.
Die Überarbeitung berücksichtigt Form und Struktur, aber auch die potenziellen Leser*innen. Für sie unterziehen Autor*innen und Lektor*innen den Text einer aufmerksamen Überprüfung. Unklarheiten, Hindernisse beim Verstehen und Schreib- wie Grammatikfehler müssen gefunden und verbessert werden. Das kann auch in diesem Stadium zu Umformulierungen führen, wenn diese das Lesen erleichtern.