Warum ist ein Roman wie ein Marathon?

Marathon

Schreiben und Sport — für viele Menschen könnte der Unterschied nicht größer sein. Beim Marathon schwitzt man, beim Schreiben … verstaubt man. Wer jemals versucht hat, einen Roman in aller Komplexität zu schreiben, weiß, dass der Vergleich trotz aller Unterschiede nicht gänzlich hinkt.

Was braucht man für einen Marathon und was braucht man für einen Roman?

Der Marathon ist die Sportart für die Ausdauer. In jahrelanger Vorbereitung werden immer längere Teilstrecken erarbeitet, bis an einem großen Tag die gesamte Strecke gelaufen werden soll. Das Messen der eigenen Leistung mit der Leistung anderer ist dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Ein Roman entsteht auch nicht in einem einzigen Arbeitsgang. Es gibt immer wieder Geschichten von Autoren (seltener von Autorinnen), die tausende Seiten in einer Woche oder einem Monat geschrieben haben sollen. Falls die Geschichten stimmen, sind es große Ausnahmen. Oder die Geschichten beziehen sich auf einen ersten Entwurf, den die Welt nie zu sehen bekam, weil sich der Text in den folgenden Monaten und Jahren zu sehr veränderte.

Beide, Marathon und Roman, benötigen eine kleinteilige Vorbereitung. Regelmäßiges Laufen und Schreiben, über festgelegte Strecken und Wortmengen, Feilen an der Technik und das Bezwingen individueller Probleme sind Gemeinsamkeiten, die nicht zu übersehen sind.

Wie bereite ich mich für das Schreiben auf der Langstrecke vor?

Je nach Arbeitsweise gehören zahlreiche Arbeitsphasen zum Schreiben eines Romans. Es muss eine Idee gefunden, formuliert und in den Kontext einer Handlung gesetzt werden. Charaktere melden sich zu Wort, werden näher beschrieben und in die Handlung eingefügt.

Ebenso erfolgt die Recherche in die Hintergründe, in die Landschaft, die Stadt, die Kleidung, die Sprache … Ähnlich wie das Schreiben ist die Recherche nie abgeschlossen, dabei finden sich bei weitem die meisten Informationen nie im fertigen Text wieder.

Schließlich beginnen das Schreiben der verschiedenen Entwürfe, die Überarbeitung, das Testlesen.

Im Schreiben eines Romans steckt viel Arbeit, die nur mit Ausdauer und Disziplin bewältigt werden kann. Am Ende liegt ein langer Text auf dem Tisch, der wie aus einem Guss wirkt, und dem man die harte Arbeit nicht ansehen kann.

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