Zusammen durch Ähnlichkeiten
Im Idealfall entdecken Lesende sofort Ähnlichkeiten zwischen sich und dem wichtigsten Charakter. Zumindest sollten sie schnell auf einen Charakter stoßen, mit dem sie sich identifizieren können.
Die Identifikation kann über die „Normalität“ des Charakters gelingen. Der Charakter ist nicht auffallend attraktiv oder intelligent und verfügt über keine herausragende Fähigkeit. In seiner Alltäglichkeit entspricht er der Leserin oder dem Leser. Anders als diese realen Personen gerät der Charakter in nicht-alltägliche Situationen. In seiner Umgebung geschieht ein Verbrechen, er verursacht ein Unglück, er verliert seinen Alltag und muss darum kämpfen, einen neuen Alltag zu finden.
Alternativ teilen Lesende und Charakter eine Eigenschaft, die sie in ihrer Wahrnehmung und in der Wahrnehmung anderer von den Norm-Charakteren unterscheidet. Sie können zaubern oder mit Toten kommunizieren, lieben die falsche Person oder sehen anders aus. Lesende und Charaktere können so zu Verbündeten werden, wenn die Charaktere sich durch Höhen und Tiefen kämpfen, während die Lesenden aus sicherer Entfernung zuschauen.
Vereint im Unterschied
Lesende und Charaktere finden aber auch zusammen, wenn die Charaktere Eigenschaften haben, die die Lesenden gerne hätten. Bewunderung, manchmal auch nur heimliche Bewunderung, spielt hier eine wichtige Rolle. In diesem Fall sind die Charaktere alles andere als durchschnittlich, auch werden sie mit überdurchschnittlichen Anforderungen konfrontiert.
Aber tief in ihnen ist etwas angelegt, das die Lesenden an ihre eigene Alltäglichkeit erinnert. So stellt sich mitten in der Rettung der Welt die Frage, was mit der Katze der alten Nachbarin passiert. Oder ein Ereignis erinnert den Charakter daran, dass er neben dem abgehobenen Ziel, einen Krieg zu verhindern, familiäre Verpflichtungen hat, die in einer weniger aufreibenden Situation Priorität gehabt hätten.