Ein Buch zu schreiben ist die eine Seite des Traums, dieses Buch auch veröffentlicht und im Handel zu sehen, ist die andere Seite. Und manche Autoren sind überzeugt, dies ist die dunkle Seite ihrer Existenz.
Der Autor greift zur Werbetrommel
Bücher ohne Bestsellerstatus werden von großen Verlagen nur wenig beworben. Die „dreckige“ Arbeit des Vermarktens liegt meistens bei den Autoren selbst, wobei es gleichgültig ist, wie sie ihr Buch veröffentlicht haben, bei traditionellen Verlagen oder im Selfpublishing.
Zwei Fragen stellen sich spontan, doch die lassen sich auch anders formulieren:
- Wem macht man ein Buch schmackhaft? → Wer sind die Leser, wo findet man sie und in welcher Beziehung steht man zu ihnen?
- Wie macht man ein Buch bekannt? → Welche Maßnahmen gibt es und wie wendet man sie an?
Ich möchte mich in diesem Post mit der ersten Frage befassen. Um die zweite Frage geht es am 10.03.2013.
Vitamin B für Bücher?
Denkt man an Bücher, denkt man auch an Leser. Das sind die Menschen, die Bücher kaufen, lesen und weiterempfehlen. Und die Menschen, denen Leser die Bücher empfohlen haben, kaufen die Bücher, lesen sie und empfehlen sie weiter. Diese Kette setzt sich im Idealfall unendlich fort.
Empfehlungen sprechen Leser Menschen gegenüber aus, zu denen sie in einer Beziehung stehen. Die Art der Beziehung kann dabei sehr verschieden sein. Was bei einer Empfehlung zählt, ist das Vertrauen in den Empfehlenden. Vertraut der Leser dem Autor, dass dieser Qualität, Unterhaltung, Information usw. liefert, muss dieser Leser nicht mehr überzeugt werden, dass Buch zu kaufen. Man kann ihn daran erinnern.
Bücher brauchen Vitamin B.
Freundeskreise, Bekanntenkreise und Landwirtschaft
Johann Heinrich von Thünen ist den meisten Menschen nur als Namensgeber von Straßen bekannt. Der Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler beschäftigte sich im 19.en Jahrhundert mit Modellen für die Vermarktung und Preisfindung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Vielleicht wirkt es weit hergeholt, von Thünen hier anzuführen, doch in seine Überlegungen flossen ebenfalls Fragen ein wie:
- Wie teuer ist das Land, auf dem man wirtschaftet?
- Was kostet der Transport der Güter?
Im Modell der von Thünenschen Ringe oder Kreise liegen kreisförmig um einen Markt Zonen. Je näher eine Zone am Markt ist, desto höher ist die maximale Summe, die, bei fixen Produktions- und Transportkosten, ein landwirtschaftlicher Produzent für die Bodennutzung zahlen könnte, ohne Verluste zu machen. Stehen Transport- und Produktionskosten fest, kann für die Landnutzung nahe am Markt mehr Geld ausgegeben werden als weiter entfernt vom Markt.
Zurück zu den Büchern: Der Preis für die Produktion bleibt gleich, die Tantiemen beim Vertrieb über einen Onlinehändler ebenfalls.
Kosten entstehen für das Wecken der Aufmerksamkeit und die Entwicklung des Vertrauens, wobei die Werbetrommel für einige Personenkreise nur leicht gestreichelt werden muss, für andere Personenkreise mit aller Kraft geschlagen. Dabei ist zu beachten, dass Menschen heutzutage sehr empfindlich auf Werbung reagieren. Sie wollen nichts „angedreht“ bekommen, sondern verstehen, weshalb ein bestimmtes Buch für sie interessant sein könnte.
Mari Smith hat ein eigenes Kreismodell entwickelt. Es ähnelt den in der Sozialarbeit verwendeten Beziehungskreisen. Mari Smith unterscheidet Personenkreise danach, wie nah sie dem Vermarkter, beispielsweise einem Autor, sind. Je näher Leser dem Autor stehen, desto mehr Vertrauen haben sie in sein Buch und umso eher werden sie dem Aufruf zum Kauf folgen.
Der Autor muss sich jedoch die Mühe machen herauszufinden, welche Leser sich in welchem Kreis befinden und wie er sie ansprechen kann. Dazu mehr am 10.03.2013.
Im Grunde sollte jeder Autor doch bereits von sich aus sein Möglichstes daran setzen das eigene Buch zusätzlich zum Verlag zu vermarkten. Es stimmt, dass zumeist ein viel zu großer Teil an ersterem hängen bleibt und Autoren nunmal Autoren sind und keine Marketingagentur. Gleichzeitig kann nicht jeder Verlag für jedes Buch eine Galaveranstaltung geben. Es gibt jedoch auch Verlage die sich durchaus nach besten Gewissen kümmern. Kleinere Privatverlage haben bedeutend mehr Kapazitäten um sich auf einzelne Bücher zu konzentrieren. Aufgrund der geringeren Einnahmen eines solchen Verlags sind Risikobeteiligungen jedoch nichts ungewöhnliches was leider auch oft in purer Abzocke endet und erheblich dem Ruf solcher Verlage schadet. Der Frieling Verlag Berlin ist jedoch ein gutes Beispiel für einen seriösen Privatverlag welcher den Autor nach der Veröffentlichung nicht hängen lässt.
Hallo Janina,
das sehe ich auch so. Kleinere Verlage verfügen nicht über viel Kapital. Der Erfolg einzelner Titel ist deshalb für sie wichtiger und oft engagieren sie sich mehr. Andererseits ist ihre Personaldecke auch dünner, weshalb Autoren stärker eingebunden werden. Dann müssen sie sich Gedanken machen, wie sie Bekanntheit ihrer Bücher erhöhen können. Was die finanzielle Beteiligung angeht, muss sich jeder Autor genau informieren, welche Kosten anfallen und welchen Ruf der Verlag hat. Ein seriöser Verlag legt seine Kalkulation für ein Buchprojekt offen und ist zu Gesprächen mit dem Autor bereit.