Sobald wir komplexe Informationen weitergeben möchten, brachen wir Wörter, die Sätze oder Satzteile verbinden. Solche Konnektoren oder Konjunktionen gehören zu den Wörtern, vor denen uns manche Schreibratgeber warnen. In dem Augenblick, in dem ich mehrere Ideen verknüpfe, wird mein Satz anspruchsvollen und schwieriger zu lesen und zu verstehen. Da wir Leser nicht überfordern sollen, halten diese Schreibratgeber uns an, einfache Strukturen zu benutzen. Aber wir können Informationen nur bedingt vereinfachen, ohne sie zu verfälschen. Diesen Umstand sollten wir uns stets vor Augen halten – beim Sprechen wie beim Schreiben.
Die klarsten, am wenigsten irreführenden Konnektoren sind und, oder und aber. Die gute Nachricht ist, dass sie in ihren Hauptanwendungen in vielen Sprachen gleich sind. Das macht es einfacher, wenn wir gezwungen sind, mit wenigen Worten und Händen und Füßen zu kommunizieren.
Und schafft positive Verbindungen
Und ist ein Verbindungswort von begeisternder Vielseitigkeit. Über und möchte fast niemand diskutieren. Man muss es missverstehen wollen, um es misszuverstehen. Und funktioniert wie ein Plus-Zeichen in der Mathematik. Es ist positiv. Es verbindet auf gleicher Ebene. Mit seiner Hilfe können wir Wörter, Satzteile und Sätze verbinden.
Es regnet Hunde und Katzen. Das Haus ist rot und gelb angestrichen.
Auf gleicher Ebene heißt auch: Und verbindet Nomen mit Nomen, Adjektive mit Adjektiven. Einen Satz, der gegen diese Regel verstößt, können wir verstehen, aber er gefällt uns nicht, und oft liegt das nicht-Gefallen daran, dass wir unsicher sind, wie wir so einen Satz verstehen sollen.
Es regnet Hunde und rote Katzen. (Anscheinend regnet es Hunde in allen Farben, aber nur rote Katzen.) Es regnet Hunde und gelb. (Wie ist gelb in diesem Satz zu verstehen? Als Farbe? Dann müsste es groß geschrieben werden.)
Verbindet und zwei Sätze, ändert sich die Wortstellung des zweiten Satzes nicht. Und steht in Position null.
Das Haus ist rot angestrichen und das Gartentor ist gelb. Aber: Das Haus ist rot angestrichen, zudem ist das Gartentor gelb.
Andere Wörter können und ersetzen. Solche Ersatzverbindungen machen jedoch immer eine Aussage über die Hierarchie oder die Bedeutung der verbundenen Wörter oder Sätze.
Die Ersatzwörter stehen in Position eins und beeinflussen die Satzstellung.
Das Haus ist rot angestrichen und das Gartentor ist gelb. (Haus und Gartentor sind gleich wichtig.) Dagegen: Das Haus ist rot angestrichen, zudem ist das Gartentor gelb. (Der Satz lenkt die Aufmerksamkeit auf die Farbigkeit des Anblicks. Das Haus als großes Bauwerk steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Zaun in der anderen Farbe ist nur eine Zugabe. Ein Satz mit dem weniger beeindruckenden Zaun im ersten Satz erscheint uns unausgewogen: Der Zaun ist gelb, zudem ist das Haus rot angestrichen.)
Weil und eine Aufzählung impliziert, sollte es nicht am Satzanfang stehen. In der gesprochenen Sprache halten wir uns nicht immer an diese Regel.
Wie geht es dir? – Mir geht es gut. Und wie geht es dir?
Oder zwingt uns zu wählen
Oder gibt uns die Möglichkeit zu wählen. Die Wahl steht allerdings unter dem Vorbehalt, dass wir nur eine Sache behalten dürfen. Oder schränkt uns ein. Wie bei und können wir bei oder nur zwischen Nomen und Nomen, Adjektiven und Adjektiven, Sätzen und Sätzen wählen.
Nicht immer ist oder eindeutig.
Es regnet Hunde oder Katzen. (Vielleicht ist unklar, welche Tiere vom Himmel fallen. Vielleicht fallen mal Hunde und mal Katzen.) Das Haus ist rot oder gelb angestrichen. (Ich kann die beiden Farben nicht unterscheiden.)
Verbindet oder zwei Sätze, hat es keinen Einfluss auf die Satzstellung im zweiten Satz. Auch oder steht in Position null.
Es regnet Hunde oder es regnet Katzen. Aber: Es regnet Hunde, und vielleicht regnet es Katzen.
Der zweite Beispielsatz zeigt uns auch, dass es keine anderen Wörter gibt, die alleine oder ersetzen können. Wir benötigen immer entweder und oder aber, um das Wort mit der Möglichkeit anzuschließen. Die Ersatzwörter haben Einfluss auf die Satzstellung.
Es regnet Hunde, aber vielleicht regnet es Katzen.
Ersetzen wir oder, bekommt der Satz immer eine andere Bedeutung. Diese Bedeutung ist davon abhängig, ob wir und oder aber wählen.
Aber wehrt das „Andere“ ab
In aber steckt Widerspruch. Mit aber entwerten wir das, was vor aber kommt. Zu dieser Abwehr passt, dass vor aber immer ein Komma steht. Das Komma ist wie eine Gelegenheit zum Luftholen, ehe wir mit aber einen Protest einleiten. Oft erscheint nach aber ein negatives Wort wie nicht oder kein, um den Unterschied zu hervorzuheben. Ein Wort wie auch zeigt an, dass es entgegen jeder Erwartung etwas Zusätzliches gibt.
Es regnet Hunde, aber keine Katzen. Das Haus ist rot, aber nicht gelb angestrichen.
Es regnet Hunde, aber auch Katzen. Das Haus ist rot, aber (an einigen Stellen) auch gelb angestrichen.
Auch aber steht in der Position null, wenn es zwei Sätze verbindet. Es nimmt keinen Einfluss auf die Satzstellung.
Es regnet Hunde, aber es regnet keine Katzen. Das Haus ist rot angestrichen, aber der Gartenzaun ist gelb.
Wir können aber mit einzelnen Wörtern ersetzen. Diese Wörter stehen in Position eins und beeinflussen die Satzstellung.
Es regnet Hunde, aber es regnet keine Katzen. Aber: Es regnet Hunde, hingegen regnet es keine Katzen.
Und, oder und aber verbinden Wörter, Satzteile und Sätze. Sie sind in gewisser Weise neutral, weil Leser sie kaum beachten. Trotzdem sollten wir es vermeiden, sie ständig zu wiederholen. Zu oder gibt es kaum Alternativen, doch wenn die Nuancierung eines Satzes wichtig ist, bieten sich Alternativen für und und aber an. Im Normalfall sollten wir jedoch zu und und aber greifen.