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Wenn man gerade in einer Schreibphase steckt, glaubt man, man könne nie den Kontakt zum Buch verlieren. Schließlich sitzt man Tag für Tag am Computer, man plant und schreibt, und im Kopf entwickelt sich der Film, den man gerne in den Köpfen der Leser*innen abspielen lassen möchte. Die Bindung zwischen Autor*in und Buch erscheint in dieser Phase unauflöslich. Wenn alles gut läuft, bleibt sie das, bis sie mit der Veröffentlichung durchschnitten werden muss. Doch nicht immer läuft alles gut.
Den Kontakt zum Buch verlieren – Gründe
Die Gründe, dass Autor*innen den Kontakt zum Buch verlieren, kommen aus dem Leben. Entweder sind die Herausforderungen im Brotjob zu groß oder es treten Änderungen in den persönlichen Verhältnissen ein. Krankheiten und Sterbefälle in der Familie oder im Freundeskreis, Trennungen oder Probleme der Lebensgefährt*in oder der Kinder können Autor*innen oft für viele Monate so beanspruchen, dass sie nicht zum Schreiben kommen. Auch ein Umzug mit dem dazu gehörenden Stress und unerwarteten Komplikationen kann zu einer dauerhaften Ablenkung werden.
Eine weitere Möglichkeit ist eine plötzliche Abneigung gegen das Schreibprojekt, deren Ursachen oft auch in äußeren Gründen liegen. Selbstzweifel oder das Gefühl, nicht gleichzeitig das Schreiben und die Probleme bewältigen zu können, verhindern jeden kreativen Prozess.
Den Kontakt zum Buch verlieren – während des Schreibens
Wenn Autor*innen während des Schreibens den Kontakt zum Buch verlieren, ist das für die Entwicklung von Handlung und Charakteren fatal. Im schlimmsten Fall vergessen sie Ideen oder können ihre Notizen zu Protagonisten oder Handlungslinien nicht mehr nachvollziehen.
Auch Sprache und Ton, mit denen sie das Manuskript begonnen haben, lassen sich nach einer Unterbrechung oft nicht mehr aufgreifen. Die Stimmung während des Schreibens hat sich durch die Unterbrechung verändert. Es mag so erscheinen, als wollte eine fremde Person das Manuskript fortsetzen.
In solchen Fällen bleibt oft nur noch ein Neubeginn.
Den Kontakt zum Buch verlieren – während der Überarbeitung
Ist das Manuskript schon abgeschlossen und befindet sich in der Überarbeitungsphase, wirken sich die oben aufgeführten Gründe meist weniger dramatisch aus. Je weiter die Bearbeitungsphase und damit die Abnabelung des Buches fortgeschritten war, desto objektiver war bereits die Haltung zum Text. Tritt die Unterbrechung in einer späten Bearbeitungsphase auf, profitiert das Buch eventuell sogar von der kritischen Sicht, die durch die Distanz entsteht.
Haben die Ereignisse während der Unterbrechung des Schreibens jedoch neue und einschneidende Erfahrungen mit sich gebracht, ist es möglich, dass Handlung und Sprache naiv und anspruchslos wirken. Dies tritt besonders dann ein, wenn Autor*innen bereits vor der Unterbrechung das unbestimmte Gefühl hatten, es stimme etwas nicht mit dem Manuskript. Nun, da sie den Kontakt zum Buch verloren haben, sehen sie diese Mängel in aller Klarheit. Hier hilft nur noch, das Manuskript mit neuen Gedanken und neuer Sprache ein weiteres Mal zu schreiben. Das ist keine verlorene Zeit, denn das Ergebnis wird ein besseres Buch sein.