Dieser Post befasst sich mit den Zweifeln und Unsicherheiten, die jeden überkommen, wenn der Traum vom Schreiben vor der Kladde oder dem PC in die Tat umgesetzt werden soll. Es ist sinnvoll zu überlegen, was man von sich selbst verlangt, wenn man sich durchgerungen hat, von keinem Lehrer kontrolliert eine Geschichte zu verfassen. Die Unsicherheit wird niemals vergehen, aber man kann lernen, sich dadurch nicht vom Schreiben abhalten zu lassen.
Ihre Erfahrungen mit dem Schreibprozess können für andere Leser wertvolle Ermutigung und Bestätigung sein, deshalb wäre es hilfreich, wenn Sie davon berichten würden.
Gedanken zum Schreiben
Schreiben ist ein spannender Vorgang. Man beginnt mit einem leeren Blatt Papier oder einem weißen Bildschirm und endet mit einem gedruckten Buch. Dieser Prozess erscheint magisch. Der Gedanke, so etwas auch zu leisten lockt und schreckt gleichzeitig ab. Für viele Menschen ist es unvorstellbar, dass aus ihnen eine Geschichte fließen kann, die Leser mitreißt. Aus diesem Grunde lassen sie lieber die Finger von Kugelschreiber und Tastatur. Sie gehen das Wagnis nicht ein.
Andere setzen sich hoch motiviert hin, fest entschlossen, ein Meisterwerk zu produzieren. Doch nachdem die erste Idee aufgeschrieben wurde, stockt die Hand, die Finger fallen von der Tastatur. Zweifel schleichen sich ein. In der Schule hat man doch etwas über Aufsätze gelernt, was war das noch mal? Da hat man jahrelang Regeln gepaukt und jetzt weiß man sie nicht mehr. Aber schreibt man einen Roman wie einen Aufsatz?
Es läuft auf die eine Frage hinaus, die man immer wieder in Foren lesen kann:
„Wie schreibt man eigentlich einen Roman?“
Ja, wie schreibt man einen Roman? Die Kommentare in den Foren enthalten unterschiedliche Anweisungen: ein Grundgerüst nach und nach ausfüllen, alles vorher genau ausdenken, einfach losschreiben, an die Leser denken, Spannung reinbringen, lustig schreiben, interessante Charaktere erfinden, …
Vieles davon ist nützlich, manches spricht von eigener Erfahrung, aber eines können diese Tipps nicht leisten: Sie können kein Rezept für das Bücherschreiben liefern.
Mit dieser Erkenntnis gehen kleine Welten unter. Man kann einen Schulaufsatz und eine Seminararbeit nach Regeln schreiben und ein akzeptables Ergebnis produzieren. Doch schon bei diesen Texten zeigt sich, wenn etwas fehlt. Nennen wir dieses Etwas die persönliche Note. Die kommt zusätzlich in den Text, wenn die Schreiberin aus ihrem Wissen und ihrer Fantasie schöpft, wenn sie ihre Erfahrung nutzt und mit den Regeln spielt.
„Woher kenne ich Regeln für das Bücherschreiben?“
Die Antwort ist etwas ernüchternd, wenn man an den magischen Prozess des Schreibens glaubt. Sie klingt so erschreckend nach Schule. Üben. Trainieren. Fahrradfahren lernt man durch Fahrradfahren, Spanisch sprechen durch Spanisch sprechen, Bücher schreiben durch Bücher schreiben.
Ein Rezept kann ich Ihnen nicht geben. Aber in der folgenden Liste habe ich Tipps aus den Foren aufgegriffen und mit eigenen Tricks, die aus meiner Erfahrung nützlich sind, ergänzt. Meine Anmerkungen sollen Sie anregen zu überlegen, wie Sie das Schreiben vorbereiten und wie Sie Ihren Schreibprozess steuern können.
Nur indem Sie Mut fassen und wirklich schreiben, lernen Sie, wie Sie Ihr Buch schreiben.
Am Anfang steht immer eine Idee
Das kennen Sie wahrscheinlich, diese hartnäckige Idee, die sich in unbedachten Augenblicken immer wieder einstellt. Lassen Sie die Idee kommen. Spielen Sie gedanklich mit ihr. Versuchen Sie herauszufinden, was vorher passiert ist und was nachher passiert. Das können Sie aufschreiben, ich persönlich finde, die Idee sollte nicht durch zu frühes Fixieren auf eine bestimmte Form festgelegt werden.
Denke an die Leser
Es schadet nicht, schon vor dem Schreiben zu überlegen, welche Leser von dieser Handlung begeistert sein könnten. Manche Autoren gehen soweit, sich eine konkrete Person vorzustellen, für die sie dann schreiben. Aber andere Autoren schreiben das Buch, das sie selbst gerne lesen würden, wenn sie es nur in den Geschäften finden könnten.
Mach dir ein Gerüst (oder eine Landkarte)
Unter dem unschönen Wort Gliederung kennen wir diesen Tipp aus der Schule. Aber mal ehrlich, ein Gerüst oder eine Landkarte gibt Halt und Orientierung. Wie genau Sie aufschreiben, was in Ihrem Roman passieren soll, liegt bei Ihnen, vergessen Sie nur nicht, dass Ihre Fantasie Sie immer wieder auf Abwege zu führen versuchen wird. Es ist gut zu wissen, was am Anfang passiert und was am Ende, und wie Ihre Charaktere dieses Ende erreichen.
Lass es einfach fließen
Der größte Teil des Schreibens ist das Fließenlassen. Dann sind Sie frei und ganz in der Handlung. Leider fließt es nicht immer. Oft genug fehlen Worte für Ihre Vorstellungen. Lassen Sie sich davon nicht zu sehr verunsichern. Manchmal hilft eine Pause, aber Sie sollten immer versuchen, auch diese schwierigeren Passagen fertigzustellen. Schreiben ist der allererste Schritt zum Buch. Es folgen noch viele Bearbeitungsschritte. Markieren Sie die schwierige Stelle, damit Sie später wissen, dass Sie dort Probleme hatten. Vielleicht zeigt sich dann, wie gut es war, dass Sie sich bewusst damit auseinandergesetzt haben.
Hilfreich finde ich es, die Entwicklung des Romans im Gerüst zu vermerken. So habe ich immer eine Übersicht, wer was wann getan hat.
Bring Spannung rein oder etwas Lustiges oder Liebe
Bei Liebe weiß man einigermaßen genau, was andere Leute erwarten. Was andere lustig finden, ist weniger leicht vorauszusagen. Komödien gelten nicht ohne Grund als schwierig. Hüten Sie sich vor witzigen Sprüchen oder Szenen, über die Sie selbst nicht lachen können.
Spannung ist dagegen etwas, das in jedem Buch, ob Liebesgeschichte, Krimi oder Biografie vorhanden sein sollte. Spannung muss den Leser nämlich nicht mit zerfetzten Nerven zurücklassen. Wann immer der Leser lieber weiterliest, als sich einen neuen Tee zu machen oder die Freundin anzurufen, dann ist das Buch spannend. „Wie geht es weiter?“ Das soll der einzige Gedanke außerhalb des Textes sein, den der Leser denken möchte. Um das zu erreichen, ist die Menge an Blut und Leichen unwichtig.
Denk dir interessante Charaktere aus
Interessante Charaktere sind solche, in denen Leser sich oder ihre Bekannten wiedererkennen – bis auf diese eine Macke. Oder es sind Charaktere, die so ganz anders sind, als der Leser sich wahrnimmt – bis auf diesen einen sympathischen Zug. Charaktere sollten zur Handlung passen. Nehmen Sie ruhig eine reale Person oder einen Charakter aus einem Film oder einem anderen Buch zum Vorbild. In Ihrer Handlung wird sich der Charakter entwickeln und eigene Züge gewinnen. Lassen Sie die Charaktere ihre eigenen Wege nehmen. Sie wollten als Teenager auch nicht immer von der Mutter gegängelt werden. Am Ende haben Sie als Autorin viel mehr Macht als eine reale Mutter, denn Sie können das Verhalten Ihrer Charaktere im Nachhinein verändern. Genießen Sie diese Macht.
Sehr schöne Tipps. Ich gehe auch immer nach ähnlichem Schema vor, wenn ich dabei bin, ein Buch zu schreiben. Mein bisher erstes Buch habe ich bei einem Verlag ( http://www.frieling.de ) veröffentlicht und bin damit zufrieden.
Hallo Ulrike,
Regeln sollten uns beim Schreiben nicht einengen, sondern einen Weg weisen. So schreiben wir Bücher, hinter deren Inhalt und Form wir stehen können. Gratulation für dein veröffentlichtes Buch 🙂